Schlechte Arbeitsbedingungen im Krankenhaus sind ein Problem, das längst auch Patienten betrifft. Denn für die eigentliche Betreuung fehlt den meisten Ärzten und auch der Pflege schlicht die Zeit. Die Folge sind Demotivation, Burnout und ein erhöhter Krankenstand. Manche Ärzte und viele Pflegende geben auf. Sie haben keine Hoffnung, woanders bessere Bedingungen zu finden. Kein Wunder, dass immer mehr Patienten frustriert sind und das Vertrauen in die medizinische Versorgung sinkt.

Anders arbeiten

Das wollte eine Gruppe von jungen Ärztinnen und Ärzten nicht mehr hinnehmen. Sie entwickelten ein neues Qualitätssiegel für faire Arbeitsbedingungen im Krankenhaus (das Treatfair-Zertifikat) entwickelt, das Kliniken in Deutschland seit Mai 2018 beantragen können. „Mit dem Treatfair-Zertifikat möchten wir eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen mit allen positiven Konsequenzen wie besserer Patientenbetreuung, gesteigerter Produktivität und höherer Arbeitszufriedenheit bewirken. Auf diese Weise möchten wir unseren kleinen Teil zur Verbesserung des Gesundheitswesens beitragen“, sagt Dr. Benedict Carstensen, Arzt und Geschäftsführer der unabhängigen Treatfair GmbH.

Selbstbestimmt und fair

Für die Zertifizierung wurden zehn Arbeitsfacetten definiert, die ausschlaggebend für die Zufriedenheit von Ärzten sind, zum Beispiel Arbeitsatmosphäre, Arbeitszeitgestaltung und Weiterbildung, aber auch Selbstbestimmung und Fairness. Die unabhängige Organisation aus Stuttgart nutzt dabei eine neu entwickelte wissenschaftliche Methodik.

Mehr Zeit für die Patienten!

Ganz klar: Die Patienten profitieren davon, wenn sich die Arbeitsbedingungen auf den Stationen verbessern. „Wenn die Mitarbeiter zufrieden sind, kommt das natürlich bei den Patienten an“, kommentiert Stefan Schmidt-Troschke, Geschäftsführender Vorstand von GESUNDHEIT AKTIV e. V. „Es ist höchste Zeit, dass wir über diese Werte offen diskutieren und dafür auch klare Qualitätsindikatoren entwickeln. Viel zu lange hat sich unser Gesundheitswesen fast ausschließlich über finanzielle (Fehl-)Anreize definiert. Wir freuen uns besonders darüber, dass die Initiatoren des neuen Zertifikats mit GESUNDHEIT AKTIV zusammenarbeiten wollten, um die Perspektive der Patienten erstmalig in einen solchen Zertifizierungsprozess einfließen zu lassen. Das ist neu. Bitte mehr davon!“

Mehr erfahren?
„Neue Zertifizierung fördert faire Arbeitsbedingungen von Ärzten“, 29. Mai 2018

zurück zur Übersicht