Berlin, 10. August 2018. Immer mehr wissenschaftliche Studien beschäftigen sich mit den Auswirkungen der Meditation auf Körper, Geist und Seele. So auch eine neue Übersichtsarbeit der Universität Witten/Herdecke und der Frankfurter Goethe-Universität. Sie konnte zeigen, dass sich auch schwere psychische Störungen wie Borderline-Störungen, Depressionen oder Schizophrenie mit spezifischen Meditations-Methoden („compassion-based interventions“ und „Loving Kindness Meditation“) behandeln und lindern lassen.

Aus über 9.000 Arbeiten, die zu diesem Forschungsfeld veröffentlich wurden, haben die Studienautoren 26 Studien ausgewählt, die strenge wissenschaftliche Anforderungen erfüllten. „In diesen wenigen Studien zeigen die beiden Methoden gute Wirkung“, fasst Johannes Graser von der Uni Witten/Herdecke das Ergebnis zusammen. Im Detail zeige sich, dass Meditieren auch gegen Selbst-Abwertung und Scham gut helfen kann. Die Menschen sind damit häufiger glücklich, positiv gestimmt und optimistisch.

Sich selber annehmen können
Außerdem deuten manche der Studien darauf hin, dass die Ansätze der untersuchten Meditationen auch bei Angststörungen, chronischen Schmerzen und post-traumatischem Stress helfen können. „Es wird jedoch noch einige Forschung nötig sein, um genau zu klären, wie die Techniken im therapeutischen Alltag angewendet werden können, um möglichst effektiv verschiedenen Patientengruppen helfen zu können“, sagt Graser.

Grundsätzlich bauen Güte- und Achtsamkeitsmeditationen darauf, dass Menschen das Leid anderer wahrnehmen und eine Motivation entwickeln, dieses Leid zu verringern. Auch eine mitfühlende Haltung gegenüber der eigenen Person und dem eigenen Leid soll kultiviert werden. „Die Patienten nehmen das gut an, haben aber häufig Schwierigkeiten, sich selbst gute Wünsche zukommen zu lassen“, erklärt Graser.

Dass Meditation auch bei ernsten psychischen Erkrankungen eine echte Option sein kann, ist eine gute Nachricht für die Betroffenen: „Wir erreichen heute nur bei ca. 60 Prozent der Patienten, die an Borderline oder chronischer Depression leiden, nachhaltige und deutliche Linderungen der Symptomatik. Wissenschaftler und Therapeuten suchen daher mit großem Nachdruck nach neuen Ansätzen, die helfen können“, so Graser. Das sei der Auslöser dieser Untersuchung gewesen.

Weitere Informationen
„Güte- und Mitgefühlsmeditation können auch gegen ernste psychische Erkrankungen helfen“, 12. Juli 2018, Universität Witten/Herdecke

Originalpublikation: Johannes Graser, Ulrich Stangler: „Compassion and Loving-Kindness Meditation: An Overview and Prospects for the Application in Clinical Samples“, Harvard Review of Psychiatry: July/August 2018 – Volume 26 – Issue 4 – p 201-215

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