Berlin, 5. September 2018. In Deutschland haben immer mehr Menschen Probleme beim Ein- und Durchschlafen. Seit 2010 sind die Schlafstörungen bei Berufstätigen im Alter zwischen 35 und 65 Jahren um 66 Prozent angestiegen, wie schon 2017 im Gesundheitsreport der Krankenkasse DAK aufgezeigt wurde. Demnach fühlen sich 80 Prozent der Arbeitnehmer betroffen. Hochgerechnet auf die Bevölkerung sind das etwa 34 Millionen Menschen. Unter der besonders schweren Schlafstörung Insomnie leidet heute sogar jeder zehnte Arbeitnehmer. Dementsprechend ist fast die Hälfte der Erwerbstätigen bei der Arbeit müde (43 Prozent). Etwa ein Drittel (31 Prozent) ist regelmäßig erschöpft. Im Vergleich zu 2010 schlucken heute fast doppelt so viele Erwerbstätige Schlafmittel.

Mehr Risiken durch Schlafstörungen

Diese Zahlen sind alarmierend. Studien konnten inzwischen auch zeigen, dass Schlafstörungen das Risiko für Depressionen, Angststörungen und Adipositas deutlich erhöhen. Dass die Lebensqualität leidet, ist ebenfalls wissenschaftlich bewiesen. Problematisch ist vor allem auch der massenhafte Einsatz von Schlafmitteln. Die Verordnungszahlen steigen. Darüber hinaus kauft jeder Zweite seine Schlafmittel ohne Rezept. Und oft über lange Zeiträume auch verschreibungspflichtige Mittel mit hohem Abhängigkeitspotenzial.

Gründe für den Anstieg der Schlafstörungen vermutet die Medizin unter anderem in unseren heutigen Lebens- und Arbeitsbedingungen. Starker Termin- und Leistungsdruck, Überstunden sowie Nachtschichten und die ständige Erreichbarkeit nach Feierabend gelten in diesem Zusammenhang als wichtigste Risikofaktoren. Einen weiteren Risikofaktor schaffen wir uns allerdings selbst: Die Mehrzahl der Menschen nutzt abends – auch direkt vor dem Schlafengehen – verstärkt digitale Medien, die das Zur-Ruhe-Kommen deutlich erschweren.

Nacht als Spiegel des Tages

In der Anthroposophischen Medizin spielen deshalb die Themen bewusste Entspannung und Rhythmus bei Schlafstörungen eine zentrale Rolle. „Schlafmedizin ist keine Frage von Tabletten und einfachen Lösungen“, sagt Dr. med. Matthias Girke, Facharzt für Innere Medizin und Leiter der Medizinischen Sektion am Goetheanum (Dornach, Schweiz). „Es gibt viele therapeutische Wege, die ein Patient mit Schlafstörungen gehen kann. Zum Beispiel kann er Einfluss auf seine Tagesgestaltung nehmen. Denn die Nacht ist der Spiegel des Tages. Dazu müssen wir in aller Regel unseren Tages-Rhythmus pflegen und ebenso das Wechselspiel von An- und Entspannung. So hat sich ein abendliches Innehalten bewährt, zum Beispiel mit einem kurzen Tagesrückblick, bei dem man – ohne Bewertung! ­– einfach die Geschehnisse des Tages noch einmal an seinem inneren Auge vorbeiziehen lässt. So kann man gut alles hinter sich lassen und das Einschlafen vorbereiten.“

Termin-Tipp!
Wie das konkret aussehen kann, erläutert Dr. Michaela Glöckler in ihrem Vortrag „Die Bedeutung des Schlafes – Tieferes Verständnis für unsere Nachtruhe“ bei GESUNDHEIT AKTIV. Sie geht dabei folgenden Fragen nach: Was ist Schlaf überhaupt? Wie gestalten wir einen guten Tag-Nacht-Rhythmus, und was hilft uns, in den Schlaf zu finden? Wo sind wir, wenn wir schlafen? Und warum nannte man früher den Schlaf den kleinen Bruder des Todes?

  1. 09. NOVEMBER 2018, BERLIN

DIE BEDEUTUNG DES SCHLAFES
Vortrag von Dr. Michaela Glöckler
8 Euro, 5 Euro ermäßigt (Abendkasse)

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