Berlin, 5. Oktober 2018. Zukunftsmodell Integrative Medizin: Immer mehr Menschen wünschen sich eine Medizin, die ganzheitlich ansetzt. Konkret bedeutet das, dass die Integrative Medizin Körper, Geist und Seele gleichermaßen berücksichtigt und mit einem erweiterten Therapiekonzept arbeitet. Dafür werden evidenzbasierte Verfahren der Komplementärmedizin (also zum Beispiel die Misteltherapie) in die konventionelle Krebstherapie integriert.

Dementsprechend bieten immer mehr Zentren und onkologische Praxen integrativmedizinische Elemente an – einige mehr, andere weniger. Bisher liegen jedoch kaum belastbare Zahlen vor. Nun wurde erstmalig in einer wissenschaftlichen Auswertung aufgezeigt, wie integrative Ansätze in einem zertifizierten Brustkrebszentrum umgesetzt werden können.

Aufeinander abgestimmtes Therapieangebot

Das ist längst noch nicht selbstverständlich. Denn viele KrebspatientInnen nehmen zusätzlich komplementäre Verfahren in Anspruch, die oft nicht in die „normale“ Behandlung eingebunden sind. Anders setzt die Anthroposophische Medizin an, die darauf basiert, komplementäre und schulmedizinische Ansätze miteinander zu verknüpfen.

„Heute reden viele von Integrativer Medizin, meinen damit aber nicht unbedingt ein abgestimmtes Therapiekonzept“, erläutert Dr. med. Friedemann Schad, Erstautor der Studie und Leiter des Onkologischen Zentrums am Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe. „Oder anders formuliert: Ein einzelner Bewegungs-Kurs, der in einem Krebszentrum angeboten wird, macht eben noch keine echte Integrative Medizin aus. In den anthroposophischen Kliniken geht es aber gerade darum: Wir beziehen komplementäre Ansätze von Anfang an strukturiert in die Therapie mit ein, so dass die Patienten eine umfassende Behandlung als Gesamtkonzept bekommen.“ Das Onkologische Zentrum ist von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) für die drei Tumorarten Brust-, Darm- und Lungenkrebs zertifiziert.

Best practice AM Krankenhaus Havelhöhe

Die Autoren fassen zusammen: Im nationalen Vergleich zu 275 zertifizierten deutschen Brustzentren erfüllte das Havelhöher Brustzentrum zentrale Anforderungen, die von der DKG festgelegt wurden – wie zum Beispiel psychoonkologische Betreuung, brusterhaltende Operationen oder auch Teilnahme der PatientInnen an Studien. „Für das Brustzentrum am anthroposophischen Krankenhaus Havelhöhe haben wir gezeigt, dass das Zentrum auf höchstem medizinischen Niveau arbeitet und gleichzeitig den Bedürfnissen der Patientinnen nach einer ganzheitlich ausgerichteten Therapie gerecht werden kann“, so Schad weiter.

Die jetzt veröffentlichte Studie wurde am Brustkrebszentrum in Havelhöhe, das von Dr. Cornelia Herbstreit geleitet wird, durchgeführt. Dafür wurden Daten von 739 Personen ausgewertet. Das Ergebnis zeigt, dass 96 Prozent der PatientInnen das integrative Angebot in Anspruch nahmen: Rhythmische Massage (97 %), psychoonkologische Interventionen (95 %), Heileurythmie (89 %), pflegerische Anwendungen wie Einreibungen oder Wickel sowie Kunsttherapie (78 %). Etwa ein Drittel erhielt darüber hinaus Mistelpräparate. „Das Krankenhaus Havelhöhe ist wohl die einzige Klinik mit einem zertifizierten Onkologischen Zentrum, das in diesem Ausmaß zusätzlich komplementäre Verfahren in die Behandlung integriert“, kommentiert Schad abschließend.

Mehr Informationen
Onkologisches Zentrum, Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe

Quelle: Mammakarzinom: Anthroposophische Medizin lässt sich gut in die Therapie einbinden, Medical Tribune, 14. August 2018

Original-Publikation: Schad F, Thronicke A, Merkle A, Steele Megan L, Kröz M, Herbstreit C, Matthes H: “Implementation of an Integrative Oncological Concept in the Daily Care of a German Certified Breast Cancer Center”. Complementary Medicine Research 2018; 25: 85-91: https://doi.org/10.1159/000478655

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