Witten/Herdecke, 24. Januar 2019. Wie oft hat sich das mancher schon gewünscht: Den Computer, das Smartphone, das Tablet kurzerhand ausschalten und weglegen. Einfach mal nicht erreichbar sein – „kein Anschluss unter dieser Nummer!“ Herrlich! Und wie oft wird auch der Nachwuchs ermahnt, nicht immer nur am Smartphone zu hängen ... Und dann bleibt es doch wieder beim Wunsch oder Vorsatz, und – schwupp! – ist das Handy wieder an, wird gemailt, gewhatsappt, gesmst, gefacebookt, getwittert ... 

Jetzt haben Prof. Dr. David Martin und Dr. Silke Schwarz von der Universität Witten/Herdecke gemeinsam mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte und weiteren 50 Expert*innen die Idee des Medienfastens entwickelt. In einer konzertierten Aktion sollen Kindergärten und Schulen dafür gewonnen werden, jährlich für eine gewisse Zeit den Umgang mit elektronischen Medien auf den Prüfstand zu stellen. Ein Pilotprojekt dazu startet jetzt im Februar in Nordrhein-Westfalen mit 1.500 Familien, 2020 soll eine bundesweite Aktion folgen. „Wir wollen herausfinden, ob das dazu führt, dass Menschen bewusster mit Medien umgehen“, sagt Silke Schwarz.

Die Medienabstinenz kann auch Gesundheitsschäden vorbeugen. Denn immer wieder fällt auf, dass Smartphone & Co. gerade bei Kindern und Jugendlichen problematisch werden können bis hin zur Sucht. So zeigt eine Erhebung der DAK Gesundheit, dass jeder dritte Schüler zwischen 10 und 18 Jahren heute unter Schlafstörungen leidet und jeder zweite sich tagsüber erschöpft und müde fühlt. Häufig hängt das damit zusammen, dass die Kinder und Jugendlichen zu lange vor dem Bildschirm, Fernseher, Smartphone oder Tablet hängen. 

Den Wissenschaftlern geht es nicht darum, die elektronischen Medien zu verteufeln oder pauschal abzulehnen. „Wir möchten die Errungenschaften der Digitalisierung nicht missen – sie spielen berechtigterweise in der modernen Gesellschaft eine wichtige Rolle und sind daraus nicht mehr wegzudenken“, betont Prof. Dr. David Martin vom Gerhard-Kienle-Lehrstuhl der Universität Witten-Herdecke. „Unser Ziel ist es, herauszufinden, was Erwachsene tun müssen, damit Kinder eine gesunde Medienbalance lernen.“ 

Auch die Medizinische Sektion am Goetheanum unterstützt das Vorhaben: „Damit unseren Kindern die Fülle des Lebens nicht entgeht“, wie Georg Soldner sagt, Stellvertretender Leiter der Medizinischen Sektion. 

Weitere Informationen
www.medienfasten.org Kontakt: silke.schwarz@uni-wh.de

Aktiv werden: Die Allianzt ELIANT hat eine Petition „Für ein Recht auf bildschirmfreie Kitas, Kindergärten und Grundschulen gestartet, die Sie hier unterschreiben können.

Quellen: 
Pressemitteilung Goetheanum, 24. Januar 2019
Pressemitteilung DAK-Gesundheit, 15. Januar 2019 

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