Berlin, 4. April 2019. Patienten-Lotsen sollen künftig bei schwierigen Krankheiten oder Krankheitsverläufen die Betroffenen durch den Dschungel des Leistungskatalogs schleusen. Das legt ein Gutachten des Berliner IGES-Instituts nahe, das im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums erstellt und von der Patientenbeauftragten der Bundesregierung, Prof. Claudia Schmidtke, im Rahmen eines Symposiums erstmals vorgestellt wurde. Gerade in einem so komplexen, segmentierten Versorgungssystem und bei besonders schwierigen Krankheiten und Krankheitsverläufen sollen die Lotsen Patient*innen zu ihrem Leistungsanspruch verhelfen und somit auch die Wirksamkeit von Medizin und Pflege erhöhen.

Die Leistungen der Lotsen sollen im Sozialgesetzbuch V verankert und vergütet werden. Ob jemand  eines Lotsen bedarf, soll ein Arzt feststellen und verordnen können. Die Diagnosen sind dabei ebenso zu benennen wie der Interventionsbedarf und Faktoren, die den Behandlungserfolg ohne den Lotseneinsatz gefährden würden.

Die Lotsen selbst müssen ihre Leistung dokumentieren und jedes Quartal über ihre Tätigkeit und die eingeleiteten Maßnahmen Rechenschaft ablegen. Dazu gehört die Bedarfserfassung ebenso wie das Erarbeiten eines Versorgungsplans und dessen Abstimmung mit dem Arzt und anderen Leistungserbringer sowie die Organisation und Anpassung der Versorgung. Auch bei der Auswahl der Leistungserbringer redet der Lotse mit.

Voraussetzung, als Lotse tätig werden zu können, ist ein Gesundheitsberuf wie Medizinische Fachangestellte, Pflegende/r und Soziotherapeut*in mit vertiefter Kenntnis des Sozialleistungsrechts bzw. Weiterbildung zum Case-Manager. Die Lotsen sollen direkt bei Ärzt*innen oder in Krankenhäusern angesiedelt sein.

GESUNDHEIT AKTIV meint
So eine Lotsenfunktion mag angesichts des Wirrwarrs im heutigen Gesundheitswesen durchaus sinnvoll sein – gerade für chronisch Kranke. Der Vorschlag erscheint in dieser Form jedoch wenig brauchbar, weil er in keiner Weise vom Patienten aus gedacht ist. Dieser wird nicht nach seinen Präferenzen gefragt, es wird vielmehr ein Versorgungsplan erstellt, für desen Einhaltung der Lotse verantwortlich ist.

Eigentlich sollte der Hausarzt selbst schon ausreichend Lotse sein – er kann dieser Funktion heute aber kaum noch gerecht werden, weil das System ihm jegliche Grundlage dafür genommen hat und ihm vor allem die Zeit dafür fehlt.

Wie groß der Bedarf nach patientenzentrierter Orientierung und Beistand ist, zeigt auch der Wunsch einer spirituellen Begleitung von Patient*innen in Notaufnahmen. Sie wünschen sich in dieser oft akut-bedrohlichen Situation jemanden an der Seite, der Trost spendet, beruhigt, Unsicherheit abbaut und Ängste nimmt. Nicht nur, aber vor allem in so einer Notsituation haben Menschen das Bedürfnis, ganzheitlich angesprochen und versorgt zu werden.

Quellen:
Ärzte Zeitung Online, 7. März 2019
aerzteblatt.de

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