Die Zahlen sind zwar rückläufig, aber immer noch werden Patient*innen in vielen Pflegeheimen mit Gurten bzw. Gittern im Bett fixiert. Und das, obwohl man weiß, dass solche mechanischen Fixierungen eher schaden als nutzen. Noch wesentlich problematischer ist jedoch die Tatsache, dass bis zu 60 Prozent der Bewohner*innen medikamentös ruhiggestellt werden, damit sie nicht eigenmächtig weggehen, sondern pflegeleicht im Bett bleiben – apathisch, antriebslos, dämmrig. Das gilt ganz besonders für Menschen mit Demenz, wenn sie zu Aggressionen neigen, sehr unruhig sind oder halluzinieren.

Dabei gäbe es sinnvolle Alternativen. In Großbritannien z. B. wurde bereits erfolgreich ein Programm eingeführt, das einen personenzentrierten Pflege- und Betreuungsansatz verfolgt. Das heißt, auf die konkreten Bedürfnisse der Menschen einzugehen und Mittel und Wege zu finden, sie zu befriedigen. Leider ist es nicht gelungen, dieses System auch bei uns zu etablieren. Eine Studie mit 37 Pflegeheimen in Halle/Saale, Witten und Lübeck mit mehr als 1.000 Bewohner*innen brachte nicht den gewünschten Erfolg. Ausschlaggebend dafür war meist die schlechte personelle Ausstattung der Heime, die verhinderte, dass der personenzentrierte Ansatz angemessen verfolgt werden konnte.

Allerdings werden sich derartige Heime perspektivisch vielleicht ohnehin erübrigen. Denn der Trend geht eindeutig weg von der Heimunterbringung und hin zum betreuten Wohnen, wie der Ende November von der Barmer Krankenkasse veröffentlichte Pflegereport zeigt. Bereits 181.000 Pflegebedürftige werden in Pflege-Wohngemeinschaften oder -Wohnanlagen betreut. „Das bietet ein Maximum an Selbstständigkeit und ein Optimum an Betreuung und Pflege – und die Nachfrage wächst weiter“, sagt Ulrich Beerwerth, Leiter der Alexianer Wohngemeinschaften in Münster.

Quellen:
KNA Pressemitteilung, 28. November 2019
MEZIS Nachrichten 2/2019

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