Im vergangenen Jahr hat die Robert Bosch Stiftung mit ihrer Initiative „Neustart!“ eine Reihe von Bürgerdialogen initiiert. Bürger*innen waren aufgefordert, Vorschläge für drängende Probleme unseres Gesundheitssystem zu erarbeiten. Im Anschluss wurden sie online einer breiteren Öffentlichkeit zur Diskussion gestellt und im Rahmen von Expert*innenrunden vertiefend erörtert. Nun liegen im „Bürgerreport 2019“ erste Reformansätze vor, die im Rahmen von fünf im Mai 2019 in verschiedenen deutschen Städten abgehaltenen Dialogveranstaltungen entwickelt wurden. Sie lauten: mehr Bürger*innenzentrierung, eine einheitliche Versicherung für alle und ein neues Schulfach ‚Gesundheit‘.

Das Thema Prävention spielt für die Bürger*innen eine wichtige Rolle. Die Idee: Neben einem Schulfach ‚Gesundheit‘ könnten Präventionsberater*innen sowie niedrigschwellige Informations- und Unterstützungsangebote helfen, möglichst früh mehr Gesundheitskompetenz aufzubauen.

Ebenfalls im Fokus: die Qualität der Gesundheitsversorgung. Ärzt*innen sollten mehr Zeit für ihre Patient*innen aufwenden können, die pflegerische Versorgung müsse verbessert und das Fachpersonal gerechter entlohnt werden. Bürger*innen erwarten eine umfassende, wohnortnahe Behandlung, zum Beispiel in medizinischen Versorgungszentren mit ambulanten Praxen für spezielle Fachbereiche.

Die Teilnehmenden der Bürger*innendialoge fordern zudem ein Gesundheitswesen, das nicht auf Gewinnmaximierung, sondern auf das Gemeinwohl ausgerichtet ist. In diesem Zusammenhang schlagen sie die Einführung einer einheitlichen, verpflichtenden Krankenversicherung vor, in die jeder einen einheitlichen Prozentsatz seines Gesamteinkommens einzahlt. Steuern auf gesundheitsschädliche Nahrungs- und Genussmittel  könnten zur zusätzlichen Finanzierung des Gesundheitssystems dienen.

„Der Mensch muss stärker in den Mittelpunkt des Gesundheitswesens rücken“, betont Dr. Bernadette Klapper, Leiterin des Bereichs Gesundheit der Robert Bosch Stiftung. Ziel der „Neustart!“-Initiative ist es, den Fokus auf die Bedürfnisse der Bürger*innen zu richten und sie zur aktiven Mitgestaltung zu ermuntern. Bürgerbotschafter*innen haben im Dezember 2019 die Vorschläge aus den Dialogveranstaltungen in Expert*innenrunden getragen und dort vertieft. In diesem Jahr wird es fünf weitere Bürger*innendialoge geben, in denen die erarbeiteten Empfehlungen dieser Expertenrunden wiederum kommentiert werden.  Die Robert Bosch Stiftung möchte den Prozess bis zur Bundestagswahl 2021 fortsetzen und auf diese Weise Impulse für umfassende Reformen der Gesundheitsversorgung zu setzen.

GESUNDHEIT AKTIV meint
„Die Bürger*innendialoge der „Neustart!“-Initiative sind genau der richtige Weg, Bürger*innen in die Gestaltung unseres Gesundheitswesens einzubinden“, sagt Dr. Sandra Giannakoulis-Markus, Projektleiterin der Kampagne weil’s hilft!- und Pressesprecherin von GESUNDHEIT AKTIV. „Seit vielen Jahren fordert GESUNDHEIT AKTIV eine aktive Beteiligung von Bürger*innen und Patient*innen an der Gestaltung unseres Gesundheitssystems und hat zu diesem Zweck unter anderem die weil’s hilft!-Kampagne zur Gleichstellung von Naturmedizin und konventioneller Medizin auf den Weg gebracht. Wir freuen uns deshalb sehr über die Initiative der Robert Bosch Stiftung und sind bereits im Austausch, um mögliche gemeinsame Aktivitäten auszuloten.“

Quellen:
Bürgerreport 2019
Neustart! Bürger fordern umfassende Reform des Gesundheitssystems
aerzteblatt.de, 2. Januar 202

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