Newsletter Juni 2020 – In Zeiten von Homeoffice und Lockdown verbrachten wir alle zwangsläufig mehr Zeit zuhause. Und da warteten dann allerlei Versuchungen: wozu hübsch anziehen – sieht ja eh keiner; wozu umständlich kochen – eine Tafel Schokolade oder eine Pizza machen auch satt; wozu spazierengehen oder joggen – auf dem Sofa ist es viel bequemer ... Kurzum: Der innere Schweinehund bekam ordentlich Futter!

Jetzt haben Forscher herausgefunden, wie man mit solchen Situationen besser umgehen kann, damit allfällige Verhaltensänderungen erfolgen und innere Widerstände überwunden werden können. „Self-Nudging“ heißt das Zauberwort, was nichts anderes bedeutet als: gib dir selbst einen Ruck, denn „to nudge“ bedeutet „stupsen“. So ein kleiner Knuff kann z. B. darin bestehen, freundliche Hinweise und Erinnerungen an sich selbst so zu platzieren, dass sie ständig ins Auge fallen. Zum Beispiel eine Schale mit Obst ständig auf dem Esstisch zu platzieren, eine Flasche Wasser neben dem Bildschirm auf dem Schreibtisch. Ein solcher Schubs kann auch sein, einer bevorstehenden Handlung unter anderen Gesichtspunkten zu sehen, ihr einen anderen Rahmen zu geben, z. B. den Spaziergang als Fürsorge für sich selbst und die eigene Gesundheit zu verstehen anstatt als vorbeugende Maßnahme gegen Herz-Kreislauf-Krankheiten. Damit ändert sich die Sichtweise: Die Gesundheit steht im Mittelpunkt, nicht eine mögliche Krankheit. Für Medien-Junkies empfiehlt es sich, die automatischen Benachrichtigungen abzustellen und das Smartphone am Abend ab einer gewissen Uhrzeit einfach auszuschalten und außer Sichtweite zu legen.

„Wir alle haben in unseren Köpfen und Körpern verschiedene Bedürfnisse und Wünsche, die ständig miteinander in Verbindung treten“, sagt die Philosophin Samli Reijula, die zusammen mit anderen Wissenschaftlern die Methode des „Self-Nudging“ entwickelt hat. „Self-Nudging kann dabei helfen, bewusster mit diesen inneren Verwandlungsprozessen umzugehen. So kann mit ganz praktischen Werkzeugen die Selbsterkenntnis gefördert werden.“

Quellen:
Pressemitteilung des Max Planck Instituts für Bildungsforschung, 11. Mai 2020

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