Dass sich das Deklamieren eines Hexameters positiv auf Herzschlag und Atmung bzw. die Koordination von beidem auswirkt, ist inzwischen bekannt. Weniger verbreitet ist der positive Einfluss von Musik z. B. auf Menschen mit einem Herzschrittmacher. Die amerikanische Wissenschaftlerin und Pianistin Elaine Chew hat das jetzt näher untersucht und Erstaunliches zutage gefördert. Auch für sich selbst – denn sie litt selbst an Herzrhythmusstörungen, die sie mit Musik erfolgreich bekämpft hat.

In einer Kirche spielte sie auf einem Flügel Werke von Chopin, Bach, Berger und eigene Stücke. Ihre Zuhörer*innen waren Patient*innen mit einem Herzschrittmacher. Geprüft werden sollte, wie das Herz auf unterschiedliche Rhythmen, Lautstärke und Pausen reagiert. Dabei kommt es besonders auf die Phase zwischen zwei Herzschlägen an. Je elastischer sie ist, desto gesünder ist das Herz. Das Ergebnis ihres Klavierabends: Jedes Herz reagiert anders auf das Gehörte. Und jedem Klang kann eine bestimmte Schwingung des Herzschlags zugeordnet werden. Möglicherweise, so schlussfolgert Chew, könnten solche Muster eine Basis für das bessere Verständnis von Herzkrankheiten sein, aber ebenso für die Entwicklung maßgeschneiderter Therapien.

Das nächste Ziel der Forscherin ist jetzt eine App, mit der gezielt herzfreundliche Musik gespielt werden kann. Vielleicht erübrigt sich dann doch die eine oder andere Tablette?

Quelle:
spiegel.de, 23. Juni 2020

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