Alle reden über die Chancen und Vorteile der zunehmenden Digitalisierung in unserer Arbeits- und Lebenswelt. Aber was ist mit den Herausforderungen und Nebeneffekten, die sie nach sich zieht? Was ist, wenn der Konsum digitaler Medien gerade in jungen Jahren außer Kontrolle gerät? Die Zahlen internetabhängiger Jugendlicher und junger Erwachsener steigen rasant – mittlerweile gehen Experten von etwa 600.000 Internetabhängigen und 2,5 Millionen "problematischen Nutzern" in Deutschland aus.

Wie früh die Gefährdung jedoch tatsächlich beginnt, zeigt die große „BLIKK-Medienstudie“ (BLIKK = Bewältigung, Lernverhalten, Intelligenz, Kompetenz, Kommunikation). Die Studie, die Ende Mai vorgestellt wurde, stand unter der Schirmherrschaft der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler, der Rheinischen Fachhochschule Köln, dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und weiteren Verantwortlichen. Dafür wurden über 5.500 Eltern und deren Kinder zum Umgang mit digitalen Medien befragt. Gleichzeitig wurde die körperliche, entwicklungsneurologische und psychosoziale Verfassung der Kinder im Rahmen der üblichen Früherkennungsuntersuchungen untersucht.

Seither wird im Netz viel über die Ergebnisse diskutiert. Die dokumentierten gesundheitlichen Risiken übermäßigen Medienkonsums reichen von Fütter- und Einschlafstörungen bei Babys über Sprachentwicklungsstörungen bei Kleinkindern bis hin zu Konzentrationsstörungen im Grundschulalter. Auch den Eltern werden die Leviten gelesen: Die Störungen bei Kindern nehmen auch dann zu, wenn die Eltern in Anwesenheit ihrer Kinder selbst durch digitale Medien abgelenkt sind.

Die wesentlichen Ergebnisse im Überblick:

  • Es besteht ein (statistischer) Zusammenhang zwischen einer intensiven Mediennutzung und Entwicklungsstörungen der Kinder.
  • 70 Prozent der Kinder im Kita-Alter (!) benutzen das Smartphone ihrer Eltern mehr als eine halbe Stunde täglich.
  • Bei Kindern mit hoher Mediennutzung finden sich vermehrt Sprachentwicklungsstörungen sowie motorische Hyperaktivität.
  • Ohne echte Medienkompetenz besteht ein erhöhtes Risiko, den Umgang mit den digitalen Medien nicht kontrollieren zu können.

Dazu die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler: „Für mich ist ganz klar: Wir müssen die gesundheitlichen Risiken der Digitalisierung ernst nehmen. Es ist dringend notwendig, Eltern beim Thema Mediennutzung Orientierung zu geben. Kleinkinder brauchen kein Smartphone. Sie müssen erst einmal lernen, mit beiden Beinen sicher im realen Leben zu stehen. Unter dem Strich ist es höchste Zeit für mehr digitale Fürsorge – durch die Eltern, durch Schulen und Bildungseinrichtungen, aber natürlich auch durch die Politik.“

GESUNDHEIT AKTIV begrüßt diese Auseinandersetzung mit den Folgen der Mediennutzung. Digitale Medien sind aus unserer Lebensrealität kaum mehr weg zu denken. Umso mehr gehört das Thema Medienkompetenz ganz oben auf die Agenda. Wir dürfen die Eltern nicht alleine lassen und darauf hoffen, dass sich das Problem von selbst löst. Eine selbstkritische Auseinandersetzung mit dem Einfluss von Smartphones & Co. in unserem Alltag ist mehr als überfällig. Inzwischen gibt es diverse Projekte, die Eltern und Kinder im altersgerechten und bewussten Umgang mit digitalen Medien unterstützen. Zum Beispiel das Projekt ECHT DABEI - Gesund groß werden im digitalen Zeitalter, das auch von GESUNDHEIT AKTIV unterstützt wird. Wir brauchen mehr davon!

Weitere Informationen:
MEDIA PROTECT möchte Familien stärken und über Risiken, die mit problematischer Bildschirmmediennutzung verbunden sind, aufklären. 

Die (bereits beendete) Online Petition „Digital-KITA? - NEIN! // Ja zu konstruktiven Bildungsinvestitionen!“ fand in den vergangenen Monaten über 67.000 UnterstützerInnen. 

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