Newsletter Februar 2021 - Mehr als ein Drittel der Deutschen ist davon überzeugt, dass Umweltverschmutzung und -schadstoffe die eigene Gesundheit stark oder sehr stark belasten. Mehr als drei Viertel fürchten, dass dadurch auch die Gesundheit der nachfolgenden Generationen beeinträchtigt wird. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). „Die Folgen der verstärkten Umweltbelastungen und die dramatische Veränderung des Klimas bekommen auch die Krankenkassen immer häufiger zu spüren“, sagt Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes. „Herzinfarkte durch Hitze und die hohe Zahl von Atemwegserkrankungen durch Feinstaub mit über 40.000 vorzeitigen Todesfällen jährlich sind in ihrem Ausmaß klare Warnsignale.“

Die Umfrage prüfte vor allem die Belastung durch Lärm, Luftverschmutzung und Chemikalien. Am meisten fühlten sich die Befragten vom Straßenverkehrslärm beeinträchtigt. Bei der Luftverschmutzung stören vor allem die Autoabgase, weniger Industrieemissionen oder Feinstaub. Mehr als 40 Prozent fürchten negative Auswirkungen auf die Gesundheit durch die in der Landwirtschaft eingesetzten Pestizide. Als Beschwerden werden vorrangig Nervosität, Reizbarkeit und Angst genannt, aber auch Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Atemwegserkrankungen und Magen-Darm-Beschwerden.

Luftschadstoffe gelten nicht nur als Risikofaktoren für Diabetes und seine Begleiterkrankungen, sondern sind offenbar auch ein Auslöser für Empfindungsstörungen und Schmerzen in Händen und Füßen („periphere Neuropathie“), wie eine Untersuchung des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) und des Helmholtz-Zentrums München ergab. Damit nicht genug: Luftverschmutzung, insbesondere Feinstaub oder verbrennungsbedingte Partikel, kann auch das Risiko altersbedingter Augenerkrankungen, vor allem für die gefürchtete Makula-Degeneration (AMD) erhöhen, wie die augenärztliche Fachzeitschrift „British Journal of Ophthalmology“ berichtet. Wissenschaftler*innen hatten dafür seit 2006 die Daten von mehr als 115.000 Personen ausgewertet. Eine AMD ist die häufigste Ursache für Erblinden bei über 50-Jährigen.

Der Umweltschutz ist fast 90 Prozent der Befragten wichtig oder sehr wichtig, Frauen noch etwas mehr als Männern. Drei Viertel sind bereit, selbst zum Umweltschutz beizutragen, z. B. durch Mülltrennung, sparsameren Energieverbrauch oder eine umweltfreundliche Fortbewegung. „Jetzt ist die Politik gefragt“, sagen Studienautor Klaus Zok vom WIdO und Kai Kopatzik vom AOK-Bundesverband. „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, mehr Umweltgerechtigkeit zu schaffen. Alle Menschen brauchen gesunde Lebensbedingungen.“

Auch das Bündnis Junger Ärzte drängt auf mehr Engagement im Klimaschutz, und zwar auch im Gesundheitssektor selbst: „Allein der Gesundheitssektor war im Jahr 2017 für knapp fünf Prozent des weltweiten Ausstoßes klimaschädlicher Gase verantwortlich“, heißt es in ihrem Positionspapier. „Krankenhäuser gehören in Deutschland zu den sechs größten Energieverbrauchern in der Branche Handel, Dienstleistung und Gewerbe.“ Eine Trendwende bei den CO2-Emissionen sei nicht abzusehen. Extremwetterereignisse, Überschwemmungen, Dürren, Temperaturanomalien, Waldbrände, Verlust der Biodiversität, Schäden an der Infrastruktur und Infektionskrankheiten sind die Folge. Da ist es doch ein Lichtblick, dass zumindest das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2030 das erste „Zero Emission Hospital“ in Deutschland werden zu wollen.

Quellen:
aerzteblatt.de, 20. Januar 2021
aerzteblatt.de, 21. Januar 2021
wido-monitor 01-2021
Pressemitteilung Deutsches Diabetes Zentrum München, 15. Januar 2021
gesundheit.de, 26. Januar 2021

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