Wenn nach einem Herzinfarkt im Rahmen der Reha-Maßnahmen eine „Herzschule“ besucht wird, sinken damit die Infarkt-Sterberate und die Gesamtsterblichkeit um die Hälfte. Dieses sensationelle Ergebnis erbrachte jetzt eine schwedische Studie. Es ist umso bemerkenswerter, als der Nutzen solcher Herzschulen immer wieder bezweifelt wird – es gibt bisher einfach zu wenige Studien dazu. Dabei ist in Schweden die Teilnahme an solchen Maßnahmen kostenlos – im Gegensatz zu Deutschland, wo Herzkranke oder solche, die es gar nicht erst werden wollen, alles aus eigener Tasche bezahlen müssen.

Die Herzschulen sind darauf ausgerichtet, langfristig einen gesunden Lebensstil zu etablieren – mit ausreichender Bewegung, gesunder Ernährung, gezielten Entspannungsmaßnahmen und der Möglichkeit, sich Kummer und Sorgen von der Seele zu reden. 

In Deutschland hat das Krankenhaus Havelhöhe hier Pionierarbeit geleistet und ein Konzept entwickelt, das auf der erfolgreichen Arbeit des amerikanischen Arztes Dean Ornish aufbaut und es auf europäische und deutsche Verhältnisse adaptiert. Herzschulen, die nach diesem Konzept arbeiten, gibt es in Berlin, Hamburg, Herdecke und München. Grundlage ist das gemeinsame Curriculum der Internationalen Herzschule auf Grundlage einer gemeinsamen Charta.

Wie wichtig Pausen und Entspannung für das Herz sind, zeigt auch eine Studie aus der Schweiz. Dort hatte ein Team um die Kardiologin Nadine Häusler mehr als 3.400 Erwachsene untersucht und herausgefunden, dass ein kleiner Mittagsschlaf vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützt – aber nur, wenn man ihn nicht zur täglichen Gewohnheit werden lässt, ein- bis zweimal pro Woche reicht schon. Ein kurzes Nickerchen ist auch besser als eine ausgedehnte Siesta, weil der Körper dann aus dem Tiefschlaf wieder in den Alltag zurückfinden muss, das belastet Herz und Kreislauf stärker und sorgt auch für größere Blutdruckschwankungen.

Quellen:
aerzteblatt.de, 18. September 2019
European Journal of Preventive Cardiology, 13. September 2019
sueddeutsche.de, 11. September 2019 (kostenpflichtig)

Buchtipps:
Annette Bopp, Andreas Fried, Ursula Friedenstab: Die Havelhöher Herzschule. Neue Perspektiven für Herzpatienten. Reihe aethera im Verlag Urachhaus, 19,90 Euro
Annette Bopp, Thomas Breitkreuz, Andreas Fried, Jakob Gruber: Das Herz stärken, Gräfe und Unzer Verlag, nur noch antiquarisch

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