Bis Oktober 2018 gab es an der Universität Wien eine Wahlveranstaltung zur Homöopathie. Damit ist es jetzt vorbei. Die Studien- und Prüfungsabteilung hat den angemeldeten Teilnehmer*innen abgesagt und dies mit zahlreichen Beschwerden von Studierenden begründet. Das berichtet die Internet-Plattform Nextdoc. In einem Interview bezieht der Präsident der Universität, Markus Müller, Stellung für eine evidenzbasierte Medizin und gegen „alternativmedizinische Ideen“.   

Die Veranstaltung sei bereits in der Vergangenheit heftig kritisiert worden. Sie hatte, offenbar bereits als Reaktion auf frühere Kritik, einer kritischen Auseinandersetzung mit der Homöopathie dienen sollen. Diesem Anspruch, das teilt die Internetplattform mit, sei die Veranstaltung nun nicht mehr gerecht geworden. Das österreichische Magazin „Profil“ titelte daraufhin mit einem aus Globuli geformten Kreuz und brachte damit hämisch zum Ausdruck, dass Homöopathie innerhalb der „wissensbasierten Medizin“ jede Existenzberechtigung verloren habe. Der einseitig recherchierte Leitartikel postuliert, dass es keine einzige seriöse Untersuchung gebe, mit der eine Wirksamkeit der Homöopathie sicher belegt werden könne. Im Übrigen widerspreche bereits das Grundkonzept der Homöopathie den Naturgesetzen.

Nicht sein kann, was nicht sein darf?

All das ist nicht neu, wenn man weiter in die Vergangenheit blickt: Bereits 1910 hatte der Flexner-Report in den USA zu einer Ächtung bestimmter Therapieverfahren an den medizinischen Hochschulen der USA geführt. Neben vielen anderen Verfahren, war auch die Homöopathie betroffen. Sie wurde mehr oder weniger aus den US-amerikanischen Medical Schools verbannt, das ist bis heute so geblieben. Allerdings liegen inzwischen viele hundert wissenschaftliche Studien vor, nicht wenige mit Ergebnissen, die eine spezifische Wirkung der Homöopathie wahrscheinlich machen.

Wäre gerade das nicht ein zwingender Grund, sich an Hochschulen damit auseinanderzusetzen? Man wird das Gefühl nicht los, dass hier nach dem Motto verfahren wird, dass „nicht sein kann, was nicht sein darf“. Apodiktisch werden Gegensätze zwischen einer sogenannten „Alternativmedizin“ und einer „evidenzbasierten Medizin“ konstruiert und mit einem Unfehlbarkeitssiegel versehen. Der Wissenschaftler Harald Walach hat es einmal so ausgedrückt: „Mich ärgert, dass die Debatte von Befürwortern und Kritikern gleichermaßen in ein fruchtloses ‚Entweder-Oder‘ festgestellt ist und dass die intellektuelle Öffentlichkeit den ‚Denk-Bann‘ verhängt hat, so dass es kaum mehr möglich ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, ohne dass man sich moralisch strafbar macht. Ich finde, genau das ist die Haltung, die Fortschritt, Einsicht und Verständnis verhindert und daher ist es nötig, jenseits von Pro- und Contra-Positionen die Komplexität der Situation für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen, jedenfalls für den Teil der Öffentlichkeit, der sich nicht mit banalen Erklärungen abspeisen lassen will.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

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Dass es anders geht, zeigt die Universität Linz, die seit Herbst 2018 das Wahlmodul „Komplementärmedizin“ anbietet, wie ein Bericht in den „Oberösterreichischen Nachrichten“ zeigt.

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