Seit 18 Monaten wird in Deutschland gegen das SARS-Cov-2 Virus geimpft. Immer noch hören wir wenig darüber, dass es viele Menschen gibt, die über schwere Nebenwirkungen klagen. Die Datenlage bleibt unübersichtlich. Erst allmählich und eher zögerlich berichten Medien über das Auftreten von ernst zu nehmenden Nebenwirkungen nach einer Impfung gegen SARS-Cov-2. Laut Robert-Koch-Institut sind derzeit knapp 66 Millionen Menschen in Deutschland mindestens einmal gegen das SARS-Cov-2 Virus geimpft. Insgesamt sind 180 Millionen Einheiten des Impfstoffes gespritzt worden. Seit Beginn der Impfkampagne liegen dem Paul-Ehrlich-Insitut (PEI) bis einschließlich März knapp 300.000 Verdachtsfälle über mögliche Nebenwirkungen der Impfung vor, das entspricht einer Quote von 1,7 pro 1000 verabreichter Impfungen. Bei genauerer Analyse kann jedoch ein Zusammenhang mit der Impfung nur selten bestätigt werden. In 116 gemeldeten Todesfällen sah das Institut einen wahrscheinlichen oder möglichen ursächlichen Zusammenhang mit der Impfung, das entspricht einer Quote von gut vier Prozent der zugrunde liegenden Verdachtsmeldungen.

All dies ist schwer zu bewerten. Der Arzt Dr. Erich Freisleben aus Berlin berichtet über Auffälligkeiten nach der Impfung, die er in seiner 35jähren hausärztlichen Tätigkeit bisher nie zuvor erlebt hat. Bei vielen Patienten zeigten sich im Labor Auffälligkeiten in der Blutgerinnung, weiterhin oft schwere Allgemeinsymptome, nicht selten mit der Folge längerer Arbeitsunfähigkeit. Die Anzahl der Anfragen sei nicht zu bewältigen. Viele Patient:innen würden abgewiesen von ihren Ärzt:innen, die ihrerseits die Feststellung eines Zusammenhanges ihrer Beschwerden mit der Impfung ablehnten. Ähnlich, wie beim Post-Covid-Syndrom zeigen das sog. Post-Vac-Syndrom Müdigkeit, Schmerzen, ständige Erschöpfung. An der Marburger Universitätsklinik gibt es inzwischen eine Ambulanz, die sich der Angelegenheit annimmt. Die verantwortlichen Ärzte monieren, dass das Problem Post-Vac keine allgemeine Akzeptanz finde und dadurch gar nicht erst erforscht würde. Selbst in ihrer eigenen Klinik hätten Ärzte Sorge, von Impfgegner:innen instrumentalisiert zu werden und schwiegen daher lieber. Die Zeitung „Die Welt“ zitiert den Leiter der Ambulanz, Dr. Bernhard Schiefer so: „Ich sehe die Dramatik einer Erkrankung. Ich kann mich nicht vor der Verantwortung zieren, diese Patienten anzusehen und zu betreuen“. Viele Patienten fingen beim ersten Termin erst einmal an zu weinen. „Sie sind froh, dass man ihnen zuhört und ihr Leid nicht gleich als psychosomatische Erkrankung abtut.“ An der Berliner Charité hat der Arzt Harald Matthes eine „ImpfSurv“ Studie aufgelegt, über die Menschen mögliche Nebenwirkungen nach einer Impfung melden konnten. Er selbst war überrascht von den geschilderten Symptomen und deren Häufigkeit. Nachdem der MDR ihn dazu interviewt hatte, hagelte es Kritik an der Studie und daran, dass man kaum allgemeine Aussagen über die Häufigkeit von Nebenwirkungen daraus ableiten könne. Ein Interview mit Harald Matthes findet sich hier.

GESUNDHEIT AKTIV meint:

Das Problem in Deutschland besteht vor allem darin, dass es kaum verlässliche Daten gibt. Nachdem auch GESUNDHEIT AKTIV im Verbund mit anderen immer wieder auf den Mangel an zuverlässigen Beobachtungsdaten hingewiesen hat, gewinnt man den Eindruck, dass diese Daten aus bestimmten Gründen gar nicht erst erhoben werden sollen. Viele Bürger:innen wissen nicht, dass die dem Paul-Ehrlich-Institut gemeldeten Daten nicht wirklich repräsentativ sind. Es handelt sich nur um solche Daten, die aktiv gemeldet werden. Aus der epidemiologischen Forschung zu Impfstoffen weiß man bereits seit den 90er Jahren, dass hier mit einer Untererfassung von bis zu 90 Prozent zu rechnen ist. Ärzt:innen beklagen sich zudem darüber, dass die Meldung einer unerwünschten Arzneimittelwirkung sehr aufwändig ist und nicht selten bis zu 45 Minuten in Anspruch nimmt. Abgesehen davon sehen sich viele Ärzt:innen einem massiven medialen und öffentlichen Druck ausgesetzt, zumal die Impfung zu einer Art politischem Symbol geworden ist. Umso redlicher, umso notweniger wäre es (gewesen), die Impfdaten repräsentativ zu erfassen. Das hätte bedeutet, Menschen aktiv nachzubefragen und nicht erst darauf zu warten, wer sich am Ende überhaupt traut, die eigenen Beschwerden in den Zusammenhang mit der Impfung zu stellen. Wie kann es sein, dass wir technologisch neue und hochkomplexe Impfstoffe nicht besser im Versorgungszusammenhang untersuchen? Wie kann es sein, dass sich staatliche Verantwortung darin erschöpft, Menschen zu beschwichtigen, statt sie ergebnisoffen aufzuklären? Der befürchtete Verlust von Vertrauen muss dann durch teure PR-Kampagnen ausgeglichen werden, die das Problem nicht selten verschlimmern. Impfkampagnen leiden per se immer unter einem Zielkonflikt: Einerseits möchte man viele Menschen gewinnen und andererseits ist man ihnen die notwendige Aufklärung über Nebenwirkungen schuldig. In einer differenzierten und pluralen Gesellschaft kann dieser Konflikt nur aufgelöst werden durch Vertrauen. Dieses zu gewinnen erfordert Ehrlichkeit und Offenheit. Da bleibt noch einiges zu tun.

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