Es ist im Grunde genommen ein Unding: Da nimmt sich eine Ärztekammer, die ja ALLE approbierten Ärzt*innen standesrechtlich vertreten soll, heraus, einfach eine seit Jahren etablierte Zusatzbezeichnung aus dem Katalog der Weiterbildungsordnung zu streichen: die Bezeichnung „Homöopathie“. Das heißt: Weiterbildungen in dieser Therapierichtung werden als solche künftig nicht mehr anerkannt. Die Zusatzbezeichnung „Homöopathie“ wird es also in Zukunft im Stadtstaat Bremen nicht mehr geben. Gleiches gilt für Sachsen-Anhalt, und weitere regionale Ärztekammern bereiten ähnliche Beschlüsse vor.

Dafür gab es natürlich umgehend Beifall vom „Münsteraner Kreis“, einem Zusammenschluss von Ärzt*innen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, jegliche komplementärmedizinische Richtung zu bekämpfen. Michaela Geiger, die Vorsitzende des Zentralvereins homöopathischer Ärzte dagegen sagt: „Wir sehen den Beschluss der Bremer Ärztekammer klar als Rückschritt, damit hat sie gegen die Interessen von Patientinnen und Patienten und gegen die Therapiefreiheit entschieden.“ Und ergänzt: „Rund 7.000 Ärzte mit Zusatzbezeichnung Homöopathie in Deutschland stehen für Therapiepluralismus und wollen keine ‚Monokultur‘ in der Medizin.“ Dies falle umso mehr ins Gewicht, als sich drei Viertel der Deutschen eine pluralistische Integrative Medizin wünschen.

GESUNDHEIT AKTIV meint
In der Vergangenheit und auch zukünftig wird es Menschen und Ärzt*innen geben, die Homöopathie nutzen. Eine Standesorganisation, die Kolleg*innen ausschließt, wenn sie diese Methode einsetzen, ignoriert das Bedürfnis nach Therapievielfalt und spaltet, anstatt zusammenzuhalten, was zusammengehört. Sie bringt sich und die Gesellschaft um die Möglichkeit, Qualität zu entwickeln und einen offenen Dialog zu führen, ganz unabhängig davon, wie man nun im Einzelnen zur Homöopathie steht. Jegliche Ausgrenzung fördert Widerstand und wird auf Dauer bewirken, dass die Medizin wieder in Parallelwelten zerfällt – ein Rückfall ins vorige Jahrhundert. Letztlich sind die Bürger*innen die Leidtragenden, denen die Möglichkeit genommen wird, die Methoden anzuwenden, die sich bei ihnen bewährt haben und sich von der Qualität einer Therapie zu überzeugen. Homöopathie in einen Graubereich zu verschieben, nährt auch die Skepsis gegenüber bewährten schulmedizinischen Verfahren. Ein Schuss ins Aus!

Quellen:
Weser-Kurier, 15. Oktober 2019
spiegel.de, 17. Oktober 2019
aerzteblatt.de, 21. Oktober 2019

Weitere Informationen:
Die aktuelle Kampagne weil’s hilft! Naturmedizin und Schulmedizin gemeinsam, getragen von GESUNDHEIT AKTIV, Natur und Medizin sowie dem Kneipp-Bund, fordert u. a. die Vielfalt verschiedener Therapierichtungen und öffentliche Forschungsgelder für naturmedizinische Verfahren.

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