Dass auch Kinder seelisch mal durchhängen, ist klar. Zunehmend werden jedoch auch bei Kindern im Alter von fünf bis zehn Jahren depressive Verstimmungen entdeckt. Für diese Altersgruppe gibt es bisher keine etablierten Therapieansätze.

Umso wichtiger ist es, bei Kindern frühzeitig präventive Maßnahmen zu entwickeln. Eine ist ganz einfach: mehr Bewegung! Verschiedene Studien konnten in den vergangenen Jahren zeigen, dass körperlich aktive Kinder nur ein minimales Risiko haben, eine Depression zu bekommen. Jedoch lassen sich Ursache und Wirkung in vielen Studien nicht klar unterscheiden. Nun haben Psychologen von der Universität in Trondheim versucht herauszufinden, ob der Aktivitätsmangel der Depression vorausgeht oder umgekehrt die Depression die körperliche Aktivität bremst.

In der Untersuchung wurden rund 800 Kinder im Alter von sechs Jahren alle zwei Jahre bis zum zehnten Lebensjahr auf Depressionssymptome hin geprüft, zudem wurde wöchentlich erfasst, wie oft sie sich bewegen. Die Forscher schlüsselten den Zusammenhang zwischen Bewegung und Stimmung zeitlich auf und kamen zu dem Schluss, dass ein Mangel an anstrengender Bewegung den depressiven Symptomen vorauszugehen scheint – und nicht umgekehrt. Ein weiteres Ergebnis: Kinder, die mit sechs Jahren körperlich besonders aktiv waren, behielten ihren Bewegungsdrang bis zum zehnten Lebensjahr in der Regel bei; umgekehrt blieben auch die trägen Kinder ihrem Verhalten treu. Letztlich gehen die Studienautoren davon aus, dass mehr Bewegung im mittleren Kindesalter durchaus die Stimmung aufhellen und Depressionen vermeiden könnte.

GESUNDHEIT AKTIV fordert, Ergebnisse wie diese im Sinne einer wirklich kindgerechten Pädagogik ernst zu nehmen. „Kaum ein Kind im Schulalter, das nicht irgendeine Art von Ergo- oder sonstiger Therapie verschrieben bekommt – dafür geben wir Millionen aus“, sagt Stefan Schmidt-Troschke, Geschäftsführender Vorstand des Vereins. „Wenn es darum geht, Kindern mehr Raum für Bewegung und freies Spiel zu ermöglichen, gibt es Lippenbekenntnisse, aber kaum Ressourcen. Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang. Wo dürfen sie heute noch Kinder sein? Wo können sie ihr Bewegungsbedürfnis wirklich ausleben? Immerhin werden mehr und mehr Schulen und Kindergärten heute offener für diese Fragen. Vielleicht geht es weniger um Lernzielkataloge, als um die Gestaltung von Bildungsräumen, in denen auch Bewegung mehr Platz bekommt.“

Quelle: Ärzte Zeitung, 20. Januar 2017

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