Er hat Zeit, kümmert sich, hört zu, gibt Hoffnung, heilt Krankheiten… So stellen sich viele den idealen Arzt vor. In der Wirklichkeit sitzen Patienten oft gehetzten und überforderten Medizinern gegenüber, die nur ein paar Minuten Zeit für sie haben. Die nicht gestellten Fragen werden dann zuhause am Computer in die Suchmaschine eingegeben. Die Ergebnisse sind manchmal abenteuerlich. Und trotzdem suchen die Menschen weiter.

Welche Motive wirklich dahinter stecken, haben kürzlich Psychologen des Kölner Rheingold Instituts im Auftrag des Naturmedizin-Herstellers Pascoe untersucht. 1.069 Patienten im Alter zwischen 20 und 60 Jahren wurden in einer zweistufigen repräsentativen Studie nach tiefenpsychologischen Gesichtspunkten befragt. Ihre gesundheitlichen Beschwerden reichten dabei von Schnupfen bis zu ernsten, lebensbedrohlichen Erkrankungen.

Dabei zeigte sich, dass im Krankheitsfall das Internet das zentrale Auffangnetz für die Menschen wird. „Bei der Recherche im Internet geht es den Patienten um viel mehr als um Informationsgewinn", erklärt Stephan Grünewald, Diplom-Psychologe und Mitbegründer des Rheingold Instituts Köln. „Das Netz wird zum Schauplatz einer umfassenden (Heils-)Suche, die noch vor einigen Jahren in der analogen Welt der Arzt- und Heilpraktikerpraxen betrieben wurde.“ In den Arztpraxen und ebenso im Krankenhaus vermissen Patienten heute jedoch oft die Zeit, das Verständnis und den Zuspruch, den sie dringend benötigen.

In der Studie wird weiter deutlich, dass es bei der Internetrecherche in der sonst so beschleunigten, virtuellen Welt nicht so schnell zugehen soll. „Prompte Heilung auf Knopfdruck wird von den Patienten weder erwartet noch gewünscht. Sie wissen, dass Heilung Zeit braucht und sind bereit, diese Zeit zu investieren“, sagt Birgit Langebartels, Diplom-Psychologin und Leiterin der Studie beim Rheingold Institut.

Stefan Schmidt-Troschke von GESUNDHEIT AKTIV bewertet es positiv, dass die Motive und Vorlieben der Patienten inzwischen breiter untersucht werden: „Es wird Zeit, dass wir endlich genauer hinschauen auf das, was die Patienten beim Arzt wirklich brauchen: Zeit, Zuwendung, Einfühlungsvermögen. Die Patienten möchten als Mensch und nicht nur als Summe ihrer Symptome wahrgenommen werden. Ärzte sollten diesen Wunsch ernst nehmen und gut informierte Patienten nicht länger als Zumutung betrachten, sondern es als Gewinn sehen, wenn  Patienten selbst für sich aktiv werden wollen.“

Seriöse Quellen 
Einige Quellen für seriöse Informationen rund um die Themen Gesundheit und Krankheit im Internet:

Kompetent und humorvoll 
Wie man verständlich (und vor allem humorvoll) über Gesundheit und Krankheit informiert, zeigt der Hamburger Arzt Dr. Johannes Wimmer, der unter dem Namen „Dr. Johannes“ auf youtube in zahlreichen Videos über alles spricht, was in der Hausarztpraxis so anfällt – von A wie Alzheimer bis Z wie Zahnpflege. 

Quellen:
Pascoe Studie 2017: Ich klick‘ mich gesund: Die virtuelle Pilgerreise, Januar 2017
„Dr. Google erfüllt Sehnsucht nach Zuwendung“, Ärzte Zeitung, 20. Januar 2017

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