Dass durch Wechselunterricht und Schulschließungen viele Kinder und Jugendliche länger am Computer sitzen als früher, war klar. Jetzt hat die DAK zusammen mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) untersucht, wie sich das konkret auswirkt. Erfragt wurde bei bundesweit 1.200 Familien, wie Kinder, Jugendliche und Eltern die digitalen Medien nutzen. Das Ergebnis ist erschreckend: Rund 4 Prozent aller 10- bis 17-Jährigen – das sind ca. 220.000 Mädchen und Jungen – sind mediensüchtig. Das bedeutet im Vergleich zu 2019 einen Anstieg um 52 Prozent!

Das betrifft sowohl Computerspiele als auch Social Media (Facebook, TikTok, Instagram …). Jungen sind doppelt so oft abhängig wie Mädchen. Sie hängen täglich durchschnittlich 132 Minuten am Bildschirm – zusätzlich zu den ohnehin schon geforderten Stunden durch digitalen Unterricht. Die Kinder und Jugendlichen geben an, dadurch ihre sozialen Kontakte in Zeiten der Isolation aufrechterhalten zu können, Langeweile zu bekämpfen, Stress abzubauen und Sorgen zu vergessen.

Eine derart exzessive Mediennutzung führt oft zu einem Kontrollverlust mit weitreichenden Folgen: „Da persönliche, familiäre und schulische Ziele in den Hintergrund treten, werden alterstypische Entwicklungsaufgaben nicht angemessen gelöst – Ein Stillstand in der psychosozialen Reifung ist die Folge“, sagt Prof. Rainer Thomasius, Studienleiter und Ärztlicher Leiter am Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kinder- und Jugendalters am UKE.

Die Gesundheitspolitik müsse die zunehmende Mediensucht bei jungen Menschen stärker in den Fokus nehmen, fordert Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit: „Außerdem brauchen wir eine breite Präventionsoffensive, um die Medienkompetenz von Kindern und Eltern weiter zu stärken.“ Storm sprach sich für eine Enquete-Kommission von Politik und Wissenschaft aus, um die Folgen der Pandemie für die Kinder- und Jugendgesundheit zu analysieren und Konsequenzen daraus abzuleiten.

Zusammen mit der Computersuchthilfe Hamburg bietet die DAK-Gesundheit eine Online-Anlaufstelle Mediensucht an. Sie richtet sich an Kinder und Jugendliche, die ein problematisches Online-Nutzungsverhalten haben und deren Eltern. Das kostenlose Angebot steht allen offen, nicht nur Mitgliedern der DAK-Gesundheit.

Quelle:

Pressemitteilung DAK-Gesundheit, 4. November 2021

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