Eine aktuelle Studie aus Harvard hat Anfang des Jahres 2018 Kosten und Leistungsfähigkeit von verschiedenen nationalen Gesundheitssystemen miteinander verglichen. In Deutschland fließen 11,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in das Gesundheitswesen – damit liegen wir hinter den USA, der Schweiz und Schweden auf Platz vier. Allerdings findet sich Deutschland unter den analysierten Industrienationen in Bezug auf die Lebenserwartung auf dem vorletzten Platz wieder – zum Beispiel kommt Deutschland bei der Mütter- und Kindersterblichkeit auf relativ hohe Werte. "Die enormen Ausgaben führen nicht automatisch dazu, dass die Gesundheit der Menschen besser wird", so einer der Studien-Autoren.

Weltmeister im Operieren

Die Ergebnisse für Deutschland sollten nachdenklich stimmen: In keinem Land rund um den Globus wird Frauen so oft die Gebärmutter entfernt, in keinem Land werden so viele Kernspinuntersuchungen angefertigt und so häufig verengte Kranzgefäße gedehnt. Auch beim künstlichen Gelenkersatz liegt Deutschland quantitativ vorn und wird nur von der Schweiz (Hüfte) und den USA (Knie) übertroffen. Kein Wunder, dass die Zahl der Krankenhausaufenthalte nirgendwo sonst höher ist.

„Es wird dann verdient, wenn etwas gemacht und verrichtet wird am Patienten. Manchmal ist das aber gar nicht das Richtige“, kritisiert Stefan Schmidt-Troschke, Geschäftsführender Vorstand von GESUNDHEIT AKTIV das deutsche System in der WELT im Video. „Damit sind wir dann zwar Weltmeister im Operieren, aber längst nicht gesünder. Es ist ein Skandal, wie viel Geld dabei vernichtet wird. Damit könnte man zum Beispiel in der Prävention chronischer Krankheiten jede Menge bewegen“.

Quelle
 „Das deutsche Gesundheitssystem: extrem teuer – und doch nur Mittelmaß“, Süddeutsche Zeitung, 13. März 2018

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