Die Auseinandersetzung um die Homöopathie setzt sich fort: Im Vorfeld des Ärztetages in Erfurt (Mai 2018) hatte der sogenannte „Münsteraner Kreis“, ein Zusammenschluss erbitterter Homöopathie-Gegner, gefordert, die ärztliche Zusatzbezeichnung „Homöopathie" abzuschaffen. Eingebracht wurde diese Forderung im Rahmen der anstehenden Abstimmung um die Muster-Weiterbildungsordnung für Ärzte, die die Weiterbildung der Mediziner in unterschiedlichen Facharzt- und Schwerpunktbereichen regelt.

Ärzte sehen die Homöopathie positiv

Es kam ganz anders: Trotz des großen Getöses im Vorfeld wurde die Forderung von den Delegierten des Ärztetages klar zurückgewiesen bzw. gar nicht erst diskutiert. Denn das Thema hatte es noch nicht einmal als gesonderter Punkt auf die Tagesordnung geschafft. Die bisherige Weiterbildungsordnung, die die Zusatzbezeichnung Homöopathie umfasst, wurde von den Delegierten abgesegnet.

„Wir freuen uns, dass die deutsche Ärzteschaft den therapeutischen Nutzen und die ärztliche Weiterbildung in Homöopathie bestätigt hat“, erklärt Cornelia Bajic, 1. Vorsitzende des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ). Die Homöopathie sei kein Allheilmittel, aber sie sei offenbar dazu geeignet, „den medizinischen Herausforderungen in einer Gesellschaft mit immer mehr chronisch erkrankten und multimorbiden Menschen wirkungsvoll zu begegnen.“

Chefsache Homöopathie

Direkt vor dem Auftakt des Ärztetages hatte sich bereits die Richtung für die Debatte abgezeichnet: Deutschlands oberster Ärztevertreter, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, hatte klar Stellung bezogen: „Es ist eine Tatsache, dass Homöopathie vielen Menschen hilft. Wichtig ist, dass es jemand macht, der weiß, wann sie nicht mehr helfen und dann auf normale schulmedizinische Verfahren umsteigen kann”, sagte Montgomery dem Bayerischen Rundfunk. „Ich sehe die Homöopathie als eine komplementäre Medizin. In Verbindung mit guter medizinischer Ausbildung ist sie sinnvoll.”

Ende der gestrigen Debatte?

„Der Münsteraner Kreis hat viel Wirbel gemacht – und dabei verkannt, dass die ärztliche Zusatzbezeichnung „Homöopathie" in der Praxis längst etabliert ist. Homöopathie ist Realität in Deutschland! Tausende Ärzte haben sich zertifiziert weiterbilden lassen, von den zahlreichen Patienten, die Homöopathie nutzen, mal ganz abgesehen“, kommentiert Stefan Schmidt-Troschke, Geschäftsführender Vorstand von GESUNDHEIT AKTIV. „Es wird Zeit, die aufgeladene Debatte um die Homöopathie endlich zu beenden. Heute gehen die meisten Ärzte viel sachlicher mit dem Thema um. Auch wenn manche selbst nicht davon überzeugt sein mögen, können die allermeisten anerkennen, dass die Homöopathie immer wieder erfolgreich eingesetzt wird. Die Ärzte zeigen sich deutlich aufgeschlossener, als man es angesichts des heftigen Schlagabtausches in manchen Medien vermuten würde.“

Mehr erfahren?
Bundesärztekammer-Präsident zur Homöopathie
Hier hören Sie das Statement von Frank Ulrich Montgomery im Bayerischen Rundfunk.

Video-Umfrage zur Homöopathie
Hier kommen Ärzte in der Video-Umfrage „Das halten Ärzte von der Homöopathie“ in der Ärzte Zeitung zu Wort.

Stellungnahme Dialogforum Pluralismus in der Medizin
Eine Stellungnahme zur Forderung des Münsteraner Kreises, die ärztliche Zusatzbezeichnung Homöopathie abzuschaffen, hat das Dialogforum Pluralismus in der Medizin verfasst.

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