Newsletter Februar 2021 - In der Medizin gibt es viele geschlechtsspezifische Unterschiede – Frauenherzen schlagen anders als Männerherzen, Medikamente wirken bei Frauen anders als bei Männern – um nur zwei von vielen Beispielen zu benennen. Jetzt hat das Bundesgesundheitsministerium ein Gutachten erstellen lassen, wie sich diese nun wahrlich nicht neue Erkenntnis im Medizinstudium niederschlägt. Das ernüchternde Ergebnis: kaum. „Soweit es die Humanmedizin betrifft, ist die Vermittlung von geschlechtersensiblem Wissen an den Universitäten leider absolut unzureichend“, sagt Gabriele Kaczmarczyk, Vizepräsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes (DÄB), die die Studie zusammen mit der Charité-Universitätsmedizin Berlin erarbeitet hat.

Befragt wurden die Studiendekane aller humanmedizinischen Fakultäten, 75,6 Prozent antworteten. Zusätzlich wurde auch untersucht, ob geschlechtsmedizinische Themen auch in der Krankenpflege- und Physiotherapieausbildung vorkommen. Zwar ist es den Fakultäten durchaus bewusst, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede gibt, das schlägt sich in der Lehre jedoch kaum nieder. Lediglich in der Kardiologie und Pharmakologie sind einige Aspekte in die Lehre integriert. In der überwiegenden Mehrzahl der Fakultäten jedoch (70,5 Prozent) ist der große „kleine Unterschied“ bei Krankheiten, Symptomen und Therapien nur punktuell Gegenstand von Lehrveranstaltungen. Ursache dafür ist neben einer mangelnden Bereitschaft, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen, auch ein geringes Problembewusstsein und eine fehlende Qualifikation der Lehrenden. Kaczmarczyk fordert als Konsequenz aus dieser ernüchternden Studie, dass „im Bereich Gendermedizin neue Professuren geschaffen werden.“

Quelle:
aerzteblatt.de, 12. Januar 2021

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