Es sind alarmierende Zahlen, die die Studie „Junge Familien 2019“ der pronova BKK ans Licht gebracht haben: Mehr als jedes dritte Grundschulkind ist mehrmals im Monat übermüdet, hat Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, zeigt sich lust- und antriebslos. Ein Drittel der Sechs- bis Zehnjährigen fällt durch Nervosität und Unruhe auf. Jedes fünfte Kind klagt innerhalb von vier Wochen immer wieder über Kopf- oder unklare Bauchschmerzen. Das zeigte jetzt eine Befragung von 1.000 Personen mit mindestens einem Kind im Alter von unter 10 Jahren. 

Der Grund: zu viel Stress. Offenbar stehen die Kinder schon in der Grundschule unter einem erheblichen Leistungsdruck. Hinzu kommen Sportverein, Musikunterricht, Gymnastik, Schwimmen, Reiten und andere Aktivitäten, so dass der wöchentliche Terminkalender wie bei Erwachsenen durchgetaktet ist.

GESUNDHEIT AKTIV meint
Die Medizin wird immer mehr zum Auffangbecken für eine verfehlte Bildungspolitik. Mit viel Druck werden Kinder heute oft deutlich vor dem sechsten Geburtstag eingeschult, also erheblich früher als noch vor wenigen Jahren, abhängig von der jeweiligen Stichtagsregelung in den Bundesländern. Zu diesem Zeitpunkt sind viele Kinder sozial und emotional oft gar nicht bereit, ständig auf strukturierte Leistungsanforderungen zu reagieren.

Auch wenn es inzwischen vielversprechende neue Ansätze gibt: In der Fläche betrachtet ist Schule vielfach nicht entwicklungsorientiert, sondern stellt einen gesellschaftlich erwünschten Leistungsbegriff in den Vordergrund. Eltern, die heute überwiegend berufstätig sind, werden eingebunden in die Leistungsspirale und verstärken so vielfach den Druck auf ihre Kinder. Eine entwicklungsorientierte Sicht würde die kindlichen Bedürfnisse stärker berücksichtigen. Sie würde weniger danach fragen, wie Kinder für Leistungen motiviert werden können, als danach, warum Schule die vorhandene Motivation immer wieder zerstört. Kinderärzte beklagen seit längerem, dass sie einen guten Teil ihrer Zeit damit verbringen, Schüler*innen zu begutachten, die in der Schule auffällig geworden sind, aber vielleicht einfach nur ihren eigenen Weg gehen wollen. Statt krank zu machen, sollte Schule zu einem Ort werden, an dem Kinder lernen, Selbstvertrauen und Zutrauen zu entwickeln. 

Quelle:
Pressemitteilung der pronova BKK, 10. Oktober 2019

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