In Deutschland erwirtschaftet ein Viertel aller Krankenhäuser Verluste. Allerdings möchte niemand die unpopuläre Entscheidung treffen, diese Häuser zu schließen – die Politik schon gar nicht. So haben viele Bundesländer ihre defizitären Kliniken an private Investoren verkauft. Wie problematisch das sein kann, hat Der Spiegel im Dezember 2016  am Beispiel des privaten Klinikkonzerns Asklepios aufgezeigt.

Der Spiegel schildert, wie der Konzern mit extrem hohen Rendite-Erwartungen von zwölf Prozent seine Gewinne auf dem Rücken von Ärzten, Pflegenden und natürlich auch den Patienten macht. Am Beispiel des AK St. Georg, früher ein städtisches Krankenhaus in Hamburg, das nun dem Asklepios-Konzern gehört, berichtet das Magazin darüber, was passiert, wenn die Medizin einer gnadenlosen Ökonomisierung zum Opfer fällt. Ärzte und Pfleger haben sich wiederholt mit offenen Briefen an die Klinikleitung und auch an die Medien gewandt, um auf die dramatische Situation aufmerksam zu machen. „Wir arbeiten hier mit schwerkranken Menschen zusammen und nicht mit leblosen Gegenständen.“ Die Appelle haben wenig gefruchtet. Der Spiegel schreibt: „Patienten werden überversorgt, weil es sich finanziell lohnt, andere werden zu früh entlassen, weil ihre Fallpauschale erschöpft ist.“

Aber auch die Politik muss sich Vorwürfe gefallen lassen. Denn für Investitionen der Kliniken, etwa in Gebäude, müssen die Bundesländer aufkommen. So will es zumindest das Gesetz. Aber die Länder kommen dieser Verpflichtung nicht nach: „Asklepios ist auch ein Sinnbild für das Versagen der Gesundheitspolitik: Sie zwingt Krankenhäuser, Profit zu machen, weil sich die Politik um ihren Teil der Finanzierung einfach drückt“, so der Spiegel weiter.

Stefan Schmidt-Troschke von GESUNDHEIT AKTIV weist in diesem Zusammenhang noch einmal auf die inzwischen geschlossene Station für Integrative Medizin am Asklepios Westklinikum in Hamburg/Rissen hin: „Angesichts einer dermaßen überzogenen Rendite-Erwartung ist es kein Wunder, dass der Klinikkonzern 2015 beschlossen hat, die Station für Integrative Medizin zu schließen. Schließlich hatte sich die Station gerade in der Therapie von Menschen, die chronisch krank und kompliziert zu behandeln waren, einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet. Aber mit solchen Patienten lässt sich natürlich kein Gewinn machen. Menschliche Zuwendung besonders in der Pflege hat keine wirkliche Priorität in der Vergütung. Solange die Schwerpunkte hier allein auf einer hochtechnologischen Versorgung im Krankenhaus liegen, werden sich renditeorientierte Konzerne genauso verhalten."

Hinweis
Nachdem die Station für Integrative Medizin geschlossen wurde, hat sich ein Initiativkreis (auch GESUNDHEIT AKTIV ist dabei) gebildet, der sich für ein Integratives Bürgerkrankenhaus in Hamburg einsetzt. Mehr Infos finden Sie auf der Website der Victor-Thylmann-Gesellschaft.

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