Dänemark zeigt, welche Chancen die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung für die Patienten bedeuten kann. Mit dem Gesundheitsportal sundhed.dk wurde eine zentrale Plattform geschaffen, die medizinische Informationen und Daten aller dänischen Staatsbürger ab 15 Jahren bündelt. Die Patienten können sich dort anmelden und eine Übersicht über die Daten einsehen: persönliche Medikation, Röntgenaufnahmen, Laborwerte etc.

Dänemark als Vorbild?
Bei dieser Plattform geht es darum, die Patienten in das gesamte Procedere einzubinden und zu gleichberechtigen Partnern im Gesundheitswesen zu machen. „Mit anderen Worten: Patientenbefähigung ist hier in Dänemark als 'Rückgabe von Daten an die Bürger' zu verstehen", sagt Morten Elbaek Petersen, CEO von sundhed.dk. Voraussetzung für die Realisierung sei der Datenschutz. Die Akteure werden nicht umhinkommen, die Datensicherheit mit Medizinern oder anderen Beschäftigten zu diskutieren, sagt Petersen voraus.

Richtungswechsel in Deutschland?
Auch in Deutschland bewegt sich etwas. Eine Umfrage des Forschungsinstituts Yougov, im Auftrag des AOK Bundesverbandes, kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass 82 Prozent der gesetzlich Krankenversicherten es sinnvoll finden, dass medizinische Daten in einer digitalen Gesundheitsakte gespeichert und in Praxen und Krankenhäusern abgerufen werden können. 78 Prozent der Befragten würden eine solche digitale Lösung auch selber nutzen.

Besonders interessant: In der Altersgruppe der über 65-Jährigen ist die Zustimmung mit Abstand am größten. Fast 90 Prozent der befragten Versicherten über 65 halten es demnach für sinnvoll, dass medizinische Daten in einer digitalen Akte gespeichert werden. Offenbar sehen ältere Menschen, die öfter zum Arzt oder ins Krankenhaus müssen, eher den Nutzen eines solchen digitalen Austausches.

Stefan Schmidt-Troschke, Geschäftsführender Vorstand von GESUNDHEIT AKTIV, fordert eine neue Debatte um die Digitalisierung: „Auch wenn viele Fragen des Datenschutzes noch dringend geklärt und gelöst werden müssen, sollten wir auch die Chancen für mehr gleichberechtigte Teilhabe der Patienten nutzen. Es geht darum, auszuloten, welche Möglichkeiten die Digitalisierung für mehr Patienten-Autonomie bietet. Wenn wir dafür digitale Lösungen nutzen können, umso besser.“

Veranstaltungs-Tipp!
Konferenz in Brüssel: „Towards a healthy digital eco system: values, competences, responsibilities“
28. November 2017, 14 bis 19 Uhr, Königliche Bibliothek Belgiens, Mont des Arts, 1000 Brüssel
Worum es geht? Die digitale Technologie ist im Alltag immer stärker präsent und wirft Fragen zur Rolle der Technik in Wirtschaft, Politik und Alltagsleben auf. Europa braucht für diese Auseinandersetzung Bürger*innen mit Motivation, Toleranz, Kreativität, Empathie und gesundem Menschenverstand – solche Kompetenzen müssen von früher Kindheit an durch die Interaktion zwischen Menschen entwickelt werden. Hier geht es zur Info & Anmeldung.

Weitere Informationen:
„Gesundheitsportal in Dänemark macht Patienten zu gleichberechtigten Partnern“, heise online, 26. Oktober 2017
“Vor allem ältere Menschen für digitale Patientenakten“, Deutsches Ärzteblatt, 23. Oktober 2017

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