Newsletter November 2020 - Wenn die Erde krank ist, kann der Mensch nicht gesund sein – das ist die Ausgangsbasis für eine neue Formulierung des gut 2.000 Jahre alten Hippokratischen Eides, der auf den griechischen Arzt Hippokrates von Kos (um 460 bis 370 v. Chr.) zurückgeht. Jede Ärztin und jeder Arzt leisten diesen Eid zum Abschluss ihrer Berufsausbildung. Neun Wissenschaftler*innen aus aller Welt stellten nun im Fachblatt „The Lancet“ eine neue Formulierung für diesen Schwur vor, der die globale Situation berücksichtigt. Eine der Kernaussagen umfasst das Bekenntnis, sein Leben „in den Dienst der Menschheit zu stellen und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen, von denen die menschliche Gesundheit abhängt.“ Das „primum non nocere“ (vor allem keinen Schaden zufügen) müsse auf die Lebensfunktionen des gesamten Planeten erweitert werden, so die Initiator*innen.

„Wir haben dieses Gelöbnis entwickelt, weil das öffentliche Bekenntnis, sich für die Gesundheit anderer einzusetzen, ein ganz wichtiger Schritt im Leben junger Mediziner*innen und aller anderen Gesundheitsberufe ist“, so Katharina Wabnitz, deutsche Ärztin und Forscherin an der Universität Cambridge (England). „Wir leben im Anthropozän, dem Zeitalter, in dem der Mensch den Lebensraum Planet Erde massiv verändert. Die menschliche Gesundheit und letztlich das Überleben der Menschheit, wie auch das vieler anderer Arten, sind stark von diesen Entwicklungen bedroht.“ Und Sabine Gabrysch, Mitautorin und Professorin für Klimawandel und Gesundheit an der Berliner Charité sowie Abteilungsleiterin am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, ergänzt: „Prinzipien der planetaren Gesundheit sollten in Ethos, Ausbildung und Praxis aller Gesundheitsberufe verankert werden.“

GESUNDHEIT AKTIV meint
Wenn es über den Weg der „Planetary Health“ tatsächlich gelingen sollte, verschiedene Lebensfelder nicht nur interdisziplinär, sondern auch sinnvoll untereinander zu verbinden, dann kann das auch innerhalb der Medizin einen Bewusstseinswandel bewirken. Der Fortschrittsglaube des 20. Jahrhunderts allein jedenfalls wird nicht genügen, die durch ihn selbst entstandenen Probleme technokratisch zu lösen. In der Deklaration verbirgt sich auch die Forderung, die traditionellen Heilkunde-Systeme eingeborener Völker zu respektieren. Langfristig wird dies nur gelingen, wenn zwischen den verschiedenen gewachsenen Ansätzen gemeinsam neue Resonanzfelder erkundet werden.

Termin-Tipp
Die Planetary Health Academy geht ab 18. November mit einer neuen Vorlesungsreihe in die zweite Runde. Die Vorlesung ist weiter offen für alle Neu-Interessierten.
Weitere Informationen und Programm unter: https://planetary-health-academy.de

Quelle
The Lancet, 30. September 2020
Pressemeldung Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit, 8. Oktober 2020

zurück zur Übersicht