Es gibt Dinge, die gehören einfach nicht in Kinderhände. Neuerdings müssen auch Handys und Tablets dazugerechnet werden. Denn eine Studie in den USA hat ergeben, dass es die Entwicklung des kindlichen Gehirns beeinträchtigt, wenn die Kleinen immer wieder auf den Bildschirm starren, und zwar je länger, desto stärker. Gerade in den ersten fünf bis sieben Lebensjahren entwickelt sich das Gehirn besonders rasant. Die amerikanische Vereinigung der Kinderärzte empfiehlt, den Medienkonsum auf maximal eine Stunde pro Tag zu begrenzen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht sich sogar für ein vollständiges Medienverbot in den ersten fünf Lebensjahren aus.

Auch eine Umfrage der Krankenkasse pronova BKK unter Kinderärzt*innen zeigte, dass Übergewicht und soziale Auffälligkeiten häufig auf einen übermäßigen Konsum von Smartphones und Spielekonsolen zurückzuführen sind. Mehr als drei Viertel der Ärzt*innen bemerkten bei den Kindern vermehrt Störungen in der Bewegungs- und Lernentwicklung. Die meisten sagen, dass die Tragweite der seelischen Beeinflussung durch häufige Mediennutzung noch gar nicht abschätzbar sei.

Aber Handys und Tablets stören auch die Kommunikation zwischen Eltern und Kind, wie eine Studie von Forscher*innen des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) zeigt. Sie hatten bei 89 Müttern mit ihren Kindern auf Spielplätzen beobachtet, wie oft und wie lange die Frauen ihr Smartphone zur Hand nahmen und wie sie in dieser Zeit mit dem Kind interagierten. Das Ergebnis war absehbar: Mütter, die ihr Handy in der Tasche ließen, waren aufmerksamer und zugewandter. Diejenigen, die häufig auf ihr Handy schauten, waren weniger empfänglich für die Signale von Tochter oder Sohn und reagierten weniger angemessen, wenn das Kind etwas von ihnen wollte. Insgesamt hatte während der Beobachtungszeit von 10 Minuten jede zweite Mutter zum Handy gegriffen und es durchschnittlich anderthalb Minuten lang genutzt.

Wie wäre es also mit ein bisschen familiärem Medienfasten – gerade in der Adventszeit? Was dabei passiert, wird zurzeit an der Universität Witten/Herdecke in einer großangelegten Studie untersucht. Anstatt Videos auf dem Handy zu gucken, könnte man z. B. gemeinsam Orangen mit Nelken spicken, um für einen schönen Adventsduft zu sorgen. Oder mal wieder eine Geschichte vorlesen. Oder mit der ganzen Familie ein Spiel machen. Oder ...

Quellen:
aerzteblatt.de, 31. Oktober 2019
aerzteblatt.de, 6. November 2019
Pressemitteilung provonva BKK, 13. November 2019
Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Wissensmedien, 28. November 2019
Medienfasten – einfach mal abschalten, ein Studienprojekt der Uni Witten/Herdecke

Hinweis: Die Aktion ELIANT hat eine Petition aufgelegt für ein Recht auf bildschirmfreie Kitas, Kindergärten und Grundschulen. Hier können Sie sie unterschreiben.

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