Im April 2017 wurde eine Psychotherapie-Reform beschlossen. Das Ziel: Menschen in psychischen Krisen oder mit akuten Erkrankungen sollten schneller einen Psychotherapeuten sprechen können – und kurzfristiger Hilfe bekommen. Seitdem muss jeder Psychotherapeut mit einer Kassenzulassung wöchentlich eine Sprechstunde anbieten, die jedem gesetzlich Versicherten offensteht.

Das Ganze im Blick behalten

Während die einen Patienten also gewinnen, verlieren jedoch andere.  Diejenigen, die eine Psychotherapie (und keine Akutbehandlung) brauchen, warten nun oft noch länger auf einen freien Therapieplatz. Die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung schätzt, dass Versicherte trotz Reform mehr als 15 Wochen auf den Beginn ihrer Behandlung warten, mancherorts noch länger. Denn die Reform hat ja nicht mehr Psychotherapeuten aus dem Hut gezaubert, sondern lediglich die Regeln der Verteilung geändert.

Gleichzeitig ist eine Alternative für die Patienten entfallen: Bis zur Reform konnten Patienten, die keinen Therapieplatz gefunden haben, eine Therapie auch bei staatlich anerkannten Psychotherapeuten ohne Kassenzulassung beginnen – über die so genannte „Kostenerstattung“. Die Kassen übernahmen die Kosten für diese Behandlung unter bestimmten Umständen. Nun lehnen die Kassen diese Alternative aber anscheinend ab. "Die Situation hat sich derart verschärft, dass langwierige Antragsverfahren mit Ablehnungen und Widersprüchen eher die Regel als die Ausnahme geworden sind", kritisiert der Berufsverband der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DGVT).

Was können Patienten tun?

Um auf diese Praxis aufmerksam zu machen, twittert Felicitas Bergmann auf ihrem privaten Twitter-Account @psychoterrorpie für den Verband, der nun bundesweit Fallberichte sammelt. Auch eine entsprechende Website als interaktive Plattform (www.kassenwatch.de) wurde entwickelt. Die Therapeuten berichten vor allem über die großen Kassen Negatives, die Kassen jedoch weisen die Vorwürfe zurück. Dazwischen stehen die Patienten, die händeringend einen Therapieplatz suchen. Aber auch ihnen soll die Plattform helfen: Dort gibt es auch Hinweise zum Umgang mit Krankenkassen, die den Patienten schneller zu einem Therapieplatz verhelfen sollen.

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