Newsletter Oktober 2020 – Eine aktuelle, randomisierte US-Studie hat die Daten von 250.401 Rückenschmerz-Patient*innen mit degenerativen Veränderungen und altersbedingten Wirbelsäulenanomalien ausgewertet und kommt zu dem Ergebnis: Erklären die behandelnden Ärzt*innen den Patient*innen die Röntgen,- MRT- oder CT-Befunde ausführlich, sinkt deren Bedarf an starken Schmerzmitteln (Opioiden) signifikant. Dabei standen vor allem Hinweise zur Ursache der Schmerzen im Mittelpunkt: „Patienten, die wissen, dass spezifische alterstypische Abnutzungserscheinungen allgemein häufig und per se ungefährlich sind, sind entspannter und weniger verunsichert“, sagt Professor Dr. Hans-Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).  Haben die Menschen weniger Angst, wirkt sich das positiv auf das Schmerzempfinden und die Psyche aus. Vor dem Hintergrund, dass nicht wenige der chronisch Schmerzkranken eine Opioid-Abhängigkeit entwickeln, wird die Bedeutung einer ‚sprechenden Medizin‘ durch diese Studie klar belegt. Die sogenannte Patientenedukation ist deshalb bereits heute eine wichtige Säule der multimodalen Therapie bei Patient*innen mit chronischen Schmerzen. 

Dass eine gute Kommunikation zwischen Ärzt*innen und Patient*innen nicht nur in der Schmerztherapie wichtig ist, zeigt ein Gemeinschaftsprojekt, in dem der Verband der Ersatzkassen (vdek), die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und acht Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) gemeinsam getestet haben, wie unnötige Verordnungen von Antibiotika und das Entstehen von Resistenzen vermieden werden können. Zwischen dem 1. Juli 2017 und dem 30. Juni 2019 beteiligten sich 2.640 Haus-, Kinder- und HNO-Ärzt*innen sowie Fachärzt*innen für Innere Medizin an dem RESIST-Projekt. 

Auch hier zeigte sich, dass es durch Information und eine gute Kommunikation mit den Patient*innen möglich ist, die Verordnungszahlen von Antibiotika zu reduzieren: In der Wintersaison 2018/2019 erhielten nur noch 24 Prozent der Patient*innen mit akuten Atemwegsinfektionen ein Antibiotikum, zwei Jahre zuvor waren es noch 29 Prozent. Unter den Teilnehmer*innen des RESIST-Projektes sank die Verordnungsrate sogar von 26 Prozent auf 20 Prozent. 

Das Projekt macht aber auch deutlich: Kommunikation gelingt nicht von allein. Die Ärzt*innen erhielten im Projektzeitraum spezielle Fortbildungen zur Gesprächsführung, während Patient*innen mithilfe von Flyern, Praxispostern und einem sogenannten Infozept über den richtigen Umgang mit Erkältungskrankheiten informiert wurden. Der Mix aus Informationsmaterialien und Kommunikationsschulungen sollte entsprechend in Arztpraxen und Krankenhäusern Schule machen  nicht nur beim Umgang mit Antibiotika. 

Quellen 
pharmazeutische-zeitung.de, 17. September 2020 
univadis.de, 15. September 2020

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