Eine aktuelle Studie, die in der Fachzeitschrift Annals of Family Medicine kürzlich veröffentlich wurde, hat die Frage untersucht, ob Patienten die ihnen verschriebenen Arzneimittel auch zuverlässig einnehmen. Zudem wollten die Forscher wissen, ob die Tatsache, dass ein Arzt ein Arzneimittel für wichtig erachtet, Einfluss auf die Therapietreue hat. Im Rahmen der Studie beobachtete ein Team von der Universität Paris Descartes 128 Patienten, die im Krankenhaus oder bei niedergelassenen Ärzten eine langfristige medikamentöse Behandlung erhielten.

Die Forscher stellten fest: Fast 20 Prozent der Medikamente, die Ärzte als wichtig erachtet hatten, werden von den Patienten nicht verordnungsgemäß eingenommen. Das betrifft vor allem Mittel, um den Blutdruck zu senken oder die Blutgerinnung zu hemmen, aber auch Tabletten gegen zu hohen Blutzucker (bei Typ-2-Diabetes) und Insulin sowie Medikamente gegen Atemwegserkrankungen. Bei fast 50 Prozent der Arzneimittel, die nicht korrekt eingenommen wurde, nannten die Patienten als Grund vor allem unerwünschte Nebenwirkungen oder den Wunsch, keine Tabletten mehr einnehmen zu wollen.

Die Ergebnisse lassen aufhorchen – vor allem die Tatsache, dass die Arzneimittel nicht einfach vergessen werden, sondern dass die Patienten (gute) Gründe haben, warum sie die Mittel nicht nehmen. Dazu Stefan Schmidt-Troschke von GESUNDHEIT AKTIV: „Es ist nichts Neues, dass es bei der Kommunikation zwischen Arzt und Patient oft hapert. Deshalb ist das Ergebnis dieser Studie auch nicht besonders überraschend. Solange Ärzte ihre Patienten im Schnitt schon nach wenigen Sekunden (!!) das erste Mal unterbrechen, wird sich daran auch nichts ändern. Erst wenn es ein echtes Gespräch gibt, bei dem die Präferenz der Patienten auch wirklich gehört wird, wird sich die Therapietreue bessern.“

Quelle: Annals of Family Medicine, 27. April 2016; DAZ online, 14. Oktober 2016