Immer mehr junge Erwachsene leiden unter Kopfschmerzen. Allein im Zeitraum von 2005 bis 2015 ist der Anteil der 18- bis 27-Jährigen mit Kopfschmerzdiagnosen um 42 Prozent gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Barmer Arztreport hervor, der Ende Februar 2017 in Berlin vorgestellt wurde. Demnach sind inzwischen 1,3 Millionen junge Erwachsene von einem ärztlich diagnostizierten Pochen, Klopfen und Stechen im Kopf betroffen, 400.000 mehr als noch im Jahr 2005. Die Ursachen seien unklar, vermutlich nehme der Druck auf die jungen Leute stetig zu, heißt es im Report. „Der Alltag kann für Kopfschmerz-Patienten zur Qual werden und deren berufliche oder universitäre Existenz gefährden. Gerade junge Erwachsene brauchen bessere Präventionsangebote. Sport, Entspannungstechniken oder eine gesunde Lebensführung könnten vielen Betroffenen aus der Pillenfalle helfen“, so die BARMER GEK bei der Vorstellung der Ergebnisse.

Wie wichtig präventive Maßnahmen seien, zeigt sich am bedenklichen Tablettenkonsum bereits bei Kindern. So nehmen nach einer repräsentativen Umfrage der Barmer bereits 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen neun und 19 Jahren Medikamente ein, wenn sie Kopfschmerzen haben. 42 Prozent bekämpfen den Schmerz sogar jedes Mal mit Arzneimitteln. Alarmierend ist laut Barmer Arztreport auch, wie oft Migränemitteln aus der Gruppe der Triptane (z. B. Sumatriptan) verschrieben werden. Hier ist die Verordnungsrate bei den 18- bis 27-Jährigen in der Zeit von 2005 bis 2015 um 58 Prozent gestiegen. Die Mittel wirken zwar sehr gut, können als Nebenwirkungen jedoch ausgerechnet Kopfschmerzen hervorrufen. So gerät man schnell in einen Teufelskreis aus Tablettenkonsum und Dauerkopfschmerzen.

Stefan Schmidt-Troschke von GESUNDHEIT AKTIV fordert, Kopfschmerzen bei Kindern nicht nur als einzelnes Symptom zu behandeln: „Wenn Kopfschmerzen bei Kindern immer wieder auftreten, kann das organische Gründe wie z. B. Fehlhaltungen oder Eisenmangel haben. Häufig sind die Ursachen jedoch psychosomatisch bedingt – durch hohen intellektuellen Leistungsdruck, Anspannung und Stress. Auch der teils exzessive Medienkonsum spielt eine Rolle. Wenn wir unseren Kindern und Jugendlichen langfristig helfen wollen, müssen wir auch und gerade an der Pädagogik ansetzen, um die Lebenswelten von Kindern gesünder zu gestalten.“

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 20. Februar 2017

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