Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) war Gastgeber des Zweiten Internationalen Ministergipfels zur Patientensicherheit („Patient Safety Summit“) am 29. und 30. März 2017 in Bonn. Über 300 Vertreter und Experten aus Politik, Medizin und Wissenschaft aus über 40 Ländern und internationalen Organisationen (z. B. der Weltgesundheitsorganisation WHO) haben über weitere Verbesserungen der Patientensicherheit beraten. 

Im Rahmen dieses Treffens wurde eine neue Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vorgestellt, die zu dem Schluss kommt, dass 15 Prozent (!) der Ausgaben und Aktivitäten in Klinken auf die Folgen von Verstößen gegen die Patientensicherheit entfallen. Hinzu kommen noch die volkswirtschaftlichen Schäden, die entstehen, weil die Leistungsfähigkeit und Produktivität der Patienten eingeschränkt ist und ebenso die der Menschen, die sich um sie kümmern. Neben diesen erheblichen Kosten weist die OECD auf den Vertrauensverlust in die Gesundheitssysteme hin. „Wir können es uns nicht leisten, nichts zu tun“, so der britische Gesundheitsminister Jeremy Hunt auf dem Ministergipfel. Laut OECD ist die aktive Einbindung von ÄrztInnen, Pflegenden und PatientInnen ein entscheidender Faktor für eine bessere Patientensicherheit.

Nun wollen sich die Minister mit einer Resolution gemeinsam dafür einsetzen, dass der 17. September zum Tag der Patientensicherheit erklärt wird. Die Arbeit zwischen den Ministern soll fortgesetzt werden, der nächste Gipfel wird 2018 von Japan ausgerichtet.

GESUNDHEIT AKTIV fordert eine Intensivierung dieser Arbeit: „Die Debatte um mehr Patientensicherheit ist nicht neu, interessant ist, dass inzwischen auch über die wirtschaftlichen Konsequenzen diskutiert wird", kommentiert Stefan Schmidt-Troschke, Geschäftsführender Vorstand des Vereins. „Damit sich aber wirklich etwas ändert, brauchen wir einen umfassenden Ansatz: Denn Fehlermeldungssysteme in Kliniken gibt es schon seit Jahren. Aber erst wenn wir in der Medizin eine andere Art der Achtsamkeit und der Empathie den Patienten gegenüber erleben, wird sich auch der Umgang mit Fehlern verbessern. Wenn der Patient nur als ‚Gegenstand‘ wahrgenommen wird, wird sich auch unsere Fehlerkultur kaum ändern. Das hat natürlich auch mit den oft noch sehr starren Hierarchien in den Kliniken zu tun: Je weniger die Vorgesetzten kritisiert werden dürfen, desto schwieriger ist es, über Fehler zu sprechen oder sie gar zu vermeiden.“

Quelle: Ärzte Zeitung, 11. April 2017

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