Wie wäre es, wenn ein Krankenhaus seine Patient:innen wie Gäste behandeln würde? Wie wäre es, wenn jede:r umsorgt würde, respektvoll und mit ausreichend Zeit? Nur eine verwirrte Idee? Denn jede:r hat doch schon einmal Erfahrungen mit einer deutschen Klinik gemacht, sei es als Patient:in, Mitarbeiter:in oder als Besucher:in. David-Ruben Thies hatte eine genau solche Idee. Er ist angetreten, die deutsche Kliniklandschaft zu revolutionieren, indem er im thüringischen Eisenberg die “Waldkliniken” völlig neu gedacht hat: als ein mit Hotelsternen zertifiziertes Haus, mit Bioessen und Kaminzimmer, entworfen von dem bekannten Architekten und Designer Matteo Thun, der bisher eher Hotelbauten konzipiert hatte. Es sollte eine Klinik werden, in der der Mensch tatsächlich im Mittelpunkt steht und Patient:innen das auch erkennen können, denn, so David-Ruben Thies, bislang fehlen dafür objektive Kriterien: “Dass der Patient im Mittelpunk steht, steht so überall. Aber wie sollen die armen Patienten das unterscheiden? Einen TripAdvisor gibt es nicht für Krankenhäuser, wo drinsteht, das sind die Fakten, eine echte Orientierungshilfe. Irgendwas musste ich mir einfallen lassen.”  Daraus ist ein “Hospital” entstanden, das seinen Wortstamm “hospis”, der Gast und die Gastlichkeit, wieder ernst nimmt. Entgegen üblichen Konventionen, Gewohnheiten und Vorgaben, entstand ein Klinikneubau, in dessen Planung Anregungen und Kritikpunkte aller Klinikmitarbeiter:innen mit eingeflossen sind. Auch die Arbeitsweise wurde radikal verändert, die seit Jahren eingeschliffenen Pflegeroutinen wurden wieder an die Bedürfnisse der Patient:innen angepasst, es wird mit dem Modell “Bezugspflege” gearbeitet, also ganzheitlich am Menschen orientiert, ohne ständige Wechsel. Dass dies nicht nur für Patient:innen wichtig ist, sondern auch Pflegende dringend Veränderungen brauchen, schöpft David-Ruben Thies aus eigener Erfahrung: “Erstmal bin ich ja Krankenpfleger gewesen. Ich hab dann irgendwann die Zustände, wie sie waren, nicht gut ausgehalten und bin dann über die Interessensvertretung – Personalrat, Gewerkschaftsarbeit – in diese Welt gekommen, um dann wiederum festzustellen, mehr als dagegen sein oder streiten kann man da auch nicht machen, weil die Gestalter immer auf der anderen Seite saßen. Denen zuzuschauen, wie sie etwas nicht machen, habe ich auch nicht gut ausgehalten. Also musste ich dann noch BWL studieren und bin dann so auf die andere Seite gekommen, um zeigen zu können, Mensch, Leute, es geht doch!”

Und wie das im Einzelnen geht, kann man jetzt auch in einem Dokumentarfilm sehen, der ab 14. April deutschlandweit in die Kinos kommt. Sehr sehenswert!

VIER STERNE PLUS, ein Film von Antje Schneider, Kinostart: 14.4.2022

Quelle: Pressemitteilung Rise and Shine Cinema; Gespräch mit David-Ruben Thies

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