Berlin, 10. November 2018. Keine gute Nachricht: Studien zeigen, dass die Gesundheitskompetenz der Deutschen, also das Wissen, was der eigenen Gesundheit guttut, noch sehr ausbaufähig ist. Wie man diese verbessern kann, haben rund 250 ExpertInnen, Fachleute und Betroffene am 7. November in Berlin beim Kongress „Zukunft Prävention – Gesundheitskompetenz: Eigenverantwortung oder gesellschaftliche Aufgabe?“ diskutiert. Veranstaltet wurde die Tagung vom Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek), dem Kneipp-Bund e.V. und dem Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland e.V. (DAMiD).

Sozialer Status bestimmt Gesundheitskompetenz

Der gut besuchte Kongress zeigte, dass das Thema Politik, Krankenkassen, WissenschaftlerInnen und Ärzte- sowie Patienten-VertreterInnen umtreibt. Aus gutem Grund. Denn chronische Krankheiten nehmen zu, vor allem bildungsferne Schichten werden von den bisherigen Präventionsangeboten kaum erreicht. Der entscheidende Faktor ist der soziale Status. „Deshalb ist die individuelle Eigenverantwortung immer auch eine gesellschaftliche Aufgabe!“, kommentierte Prof. Dr. Jürgen M. Pelikan in seinem Beitrag. „Denn es sind bestimmte gesellschaftliche Rahmenbedingungen nötig, um überhaupt eigenverantwortlich handeln zu können. Der Staat kann natürlich nicht für uns leben und handeln, aber er kann helfen, dass wir uns besser orientieren können und dass transparente Angebote gemacht werden“.

Beschränktes Wissen durch Kommunikationsprobleme

Auch die Gesundheitsberufe, vor allem ÄrztInnen, wurden in die Pflicht genommen: „Ein Patient ist durchschnittlich acht Minuten im Sprechzimmer. Nach 20 Sekunden wird er das erste Mal vom Arzt unterbrochen. Wie sollen Patienten da gut informiert und aufgeklärt sein?“, fragte Dr. Alexander Schmidt-Gernig vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Aber Information alleine reiche nicht aus: „Wir müssen gesundheitsbewusstes Verhalten einfacher machen. Und wir müssen das Wissen besser ins Handeln übersetzen.“

Von Objekten zu Partnern

„Gesundheitsbezogenes Wissen ins Handeln zu übersetzen und die PatientInnen als aktive Partner zu verstehen – darin ist die Integrative Medizin besonders stark. Das wurde auf dem Kongress anhand von vielen Beispielen aus den unterschiedlichen Lebenswelten verdeutlicht“, meint Stefan Schmidt-Troschke, Geschäftsführender Vorstand von GESUNDHEIT AKTIV.

Trotzdem müsse sich einiges ändern, wenn PatientInnen wirklich zu kompetenten und informierten Partnern werden sollen. „Patienten sind daran gewöhnt, in erster Linie ‚Objekte‘ des Systems zu sein: Sie erwarten in der Regel erst dann professionelle Hilfe, wenn sich ihre Gesundheit bereits in einem kritischen Zustand befindet. Wir brauchen daher einen echten Rollenwechsel: PatientInnen werden von ‚Objekten‘ zu Kooperationspartnern ihrer Ärztinnen und Ärzte. Dafür brauchen wir alle mehr Chancen zur Mitgestaltung!“

Mehr Informationen

9. Kongress ‚Zukunft Prävention‘ – Experten diskutieren über Wege zur mehr Gesundheitskompetenz“, 8. November 2018, Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMiD)

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