Im Juli 2008 wurde das bundesweite Melanom-Screening-Programm in Deutschland eingeführt. Seither können alle gesetzlich Krankenversicherten ab 35 Jahre alle zwei Jahre eine Ganzkörperuntersuchung auf Hautkrebs vornehmen lassen. Die Reihenuntersuchung wurde mit großen Vorschusslorbeeren bedacht, man erhoffte sich einen deutlichen Rückgang der Sterblichkeit bei Hautkrebs. Allerdings fielen bisherige Evaluationen eher enttäuschend aus.

Nun wurde eine neue Untersuchung von Forschern des Uniklinikums Dresden vorgelegt. Auch diese Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das Screening-Programm nicht zu einem Rückgang der Sterblichkeit geführt hat. Ausgewertet wurden Daten von über zwei Millionen Versicherten der AOK PLUS in Sachsen. Davon hatten 533.393 im Alter ab 35 (38 Prozent der Berechtigten) von Juli 2008 bis Dezember 2012 am bundesweiten Screening-Programm teilgenommen. Die Teilnahmeraten blieben im Beobachtungszeitraum stabil und lagen im Schnitt bei 14,1 Prozent (Frauen) und 12,7 Prozent (Männer). Bei den Frauen gingen die 60- bis 69-Jährigen am häufigsten zum Screening, bei den Männern waren es die 70- bis 79-Jährigen.

Das Fazit der Autoren fällt ernüchternd aus: Insgesamt habe das bundesweite Hautkrebs-Screening offenbar keine bedeutsamen Effekte auf die Häufigkeit von Neuerkrankungen beim Melanom gehabt. In prognostischer Hinsicht lasse sich derzeit keine Schlussfolgerung ziehen. Für eine definitive Bewertung sei ein längerer Beobachtungszeitraum erforderlich, ebenso detailliertere Informationen über die Hautkrebsfälle.

Stefan Schmidt-Troschke von GESUNDHEIT AKTIV ist von den Ergebnissen nicht sonderlich überrascht: „Nun haben wir es schwarz auf weiß, dass die Erfolgsraten des Hautkrebs-Screenings überschaubar sind. Was lernen wir daraus? Die Ergebnisse von großen Reihenuntersuchungen, die allein auf Masse angelegt sind, halten weniger, als sie versprechen. Das ist beim Mammografie-Screening zur Früherkennung von Brustkrebs nicht anders. Diese quasi ‚industriellen‘ Verfahren scheinen kaum geeignet zu sein, um die Sterblichkeit bei Krebs deutlich zu senken. Wir sollten dringend darüber nachdenken, wie es gelingen kann, eine wirklich individuelle Früherkennung zu etablieren, die das persönliche Risiko eines Patienten, aber auch seine individuellen Einstellungen, Präferenzen und Ängste berücksichtigt.“

Quelle: „Hautkrebs-Screening: Bisher kein nachweisbarer Nutzen“, Ärzte Zeitung, 8. Dezember 2016
„Effects of the German skin cancer screening programme on melanoma incidence and indicators of disease severity”, British Journal of Dermatology, 6. September 2016

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