Naturheilkunde, Anthroposophische Medizin, Akupunktur & Co. sind inzwischen im Alltag der medizinischen Versorgung angekommen. An den Hochschulen hingegen spielen komplementäre Behandlungsmethoden weiterhin keine Rolle. Nun sollen diese Ansätze, die in der Regel ergänzend zur konventionellen Medizin eingesetzt werden (daher „Komplementärmedizin“ bzw. international meist „Integrative Medizin“ genannt) besser wissenschaftlich untersucht werden.

Zu diesem Zweck wurde in Baden-Württemberg ein neues Akademisches Zentrum für Komplementäre und Integrative Medizin (AZKIM) gegründet. Forscher der Universitätsklinika Tübingen, Freiburg, Heidelberg und Ulm haben sich hierfür zusammengeschlossen. Der Schwerpunkt soll auf Phytotherapie, Ernährung und Akupunktur liegen. Die Experten der Universitätsklinika wollen nicht nur die Grundlagen- und klinische Forschung vorantreiben, sondern die komplementäre Medizin auch stärker in die universitäre Ausbildung einbinden.

Das Land Baden-Württemberg fördert die Forschung über drei Jahre mit 1,2 Millionen Euro. Vor allem die Patienten sollen direkt profitieren: Ziel von AZKIM ist es, an den beteiligten Universitätskliniken die Patientenversorgung mit Komplementärmedizin im Sinne einer Integrativen Medizin zu verbessern. So sollen Patientinnen und Patienten neben konventionellen Therapien auch verstärkt Zugang zu wissenschaftlich fundierten naturheilkundlichen und komplementärmedizinischen Ansätzen bekommen.

Am Universitätsklinikum Freiburg existiert seit 2008 das Uni-Zentrum Naturheilkunde. Hier werden bereits jährlich ca. 5.000 Patientinnen und Patienten naturheilkundlich und komplementärmedizinisch beraten und behandelt, mit Schwerpunkt auf chronisch entzündlichen Erkrankungen, Tumoren und chronischen Schmerzen. An den anderen beteiligten Universitätskliniken gibt es bisher noch keine naturheilkundlichen Ambulanzen. Für den neuen Forschungsverbund fungiert daher das Uni-Zentrum Naturheilkunde in Freiburg bis auf weiteres als zentrale Anlaufstelle.

Quelle: „Evidenz für Akupunktur“, Deutsche Apotheker Zeitung, 25. Januar 2017 

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