Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 verfügen mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland (rund 54 Prozent) nur über eine „eingeschränkte Gesundheitskompetenz“. Das bedeutet, sie haben Schwierigkeiten, gesundheitsbezogene Informationen zu finden, sie zu bewerten und die richtigen Entscheidungen für eine gesunde Lebensweise oder zur Krankheitsbewältigung zu treffen. Betroffen davon sind insbesondere ältere Menschen, Menschen mit chronischer Erkrankung, Menschen mit geringem Bildungsstatus und Menschen mit Migrationshintergrund.

Patienten stärken

Um dem entgegenzuwirken, wurde im Februar 2018 ein „Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz" vorgestellt, der ein wissenschaftlicher Leitfaden zur Stärkung der Gesundheitskompetenz in Deutschland sein soll. Erarbeitet wurde der Plan durch die Universität Bielefeld gemeinsam mit der Hertie School of Governance. Er wird durch den scheidenden Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) als Schirmherrn unterstützt und von der Robert Bosch Stiftung und dem AOK-Bundesverband gefördert.

Die wichtigsten Handlungsfelder des Plans sind die Verbesserung der Gesundheitsbildung in den Lebensfeldern (insbesondere Schule und Kita), bessere Gesundheitsinformationen und Entscheidungshilfen (auch online) sowie mehr Verständlichkeit insbesondere in der Arzt-Patienten-Beziehung. Weitere Schwerpunkte beziehen sich auf den Umgang mit chronischen Erkrankungen und die Stärkung des Selbstmanagements.

Jetzt umsetzen!

Der Plan umfasst 15 konkrete Empfehlungen, die alle gesellschaftlichen Akteure einbinden und darauf abzielen, sowohl das Gesundheitssystem nutzerfreundlicher zu gestalten als auch die Gesundheitskompetenz des Einzelnen zu fördern. Dabei geht es auch darum, selbst aktiv zu werden: So sprechen sich die Autoren zum Beispiel für „klare Kennzeichnungspflichten“ für die Hersteller von Lebensmitteln (Lebensmittelampel!) aus.

Für GESUNDHEIT AKTIV hat Maja Thiesen, Stellvertretende Geschäftsführerin, an der Vorstellung des Aktionsplans teilgenommen: „Der Ansatz ist richtig. Nachhaltige Gesundheit wird nur dann entstehen, wenn alle relevanten Lebensfelder einbezogen werden: ‚Health in all policies‘ heißt das heutzutage. Die Herausgeber haben in dem Plan alles gebündelt, was für die Gesundheit wichtig ist: Bildung, Arbeit, Umwelt.“ Dieser breite Ansatz hat jedoch auch seine Tücken: „Das Problem bei einem so umfassenden Konzept ist allerdings, dass nicht klar ist, wer denn nun anfängt, die Ziele umzusetzen. Je mehr beteiligt sind, desto größer die Gefahr, dass sich keiner so richtig zuständig fühlt“, so Thiesen weiter. „Wir von GESUNDHEIT AKTIV bleiben aber auf alle Fälle dran!“

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