Was schon längst hätte auf den Weg gebracht werden sollen, ist jetzt wenigstens in Hamburg geschehen: eine Studie, die mit herausfinden soll, welche Rolle Kinder bei der Ausbreitung von SARS-CoV-2 spielen. Seit 11. Mai werden dort insgesamt 6.000 Kinder und Jugendliche von 0 bis 18 Jahre auf eine Infektion mit dem Virus und ebenso auf Antikörper getestet. Am 19. Juni stellten die Studienleiter*innen nun erste Zwischenergebnisse vor. Bei keinem der 3.107 bis dahin geprüften Proband*innen konnte ein Virus im Nasen-Rachen-Abstrich per PCR-Test festgestellt werden; 36 von 2.436 auf Antikörper untersuchte Kinder und Jugendliche wiesen solche Antikörper auf (das entspricht 1,5 Prozent), bei älteren Kindern waren sie etwas häufiger vorhanden als bei den Kleinen. Der Altersdurchschnitt lag bei 7 Jahren. Die Kinder mit einem positiven Antikörpertest werden nun sechs Monate lang begleitet und die Tests auf die anderen, im Haushalt lebenden Personen ausgedehnt. Die Studie läuft noch bis Ende Juni und ist (leider) die erste dieser Art in ganz Deutschland.

Mut zeigte auch der Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD) in einem Interview mit dem „Hamburger Abendblatt“ (kostenpflichtig): „Es gibt Indizien, die darauf hindeuten, dass wir Corona in Bezug auf Kinder und Jugendliche überschätzt haben“, so der Senator. Er will nach den Ferien zum regulären Unterricht zurückkehren: „Das soll ein kompletter Neustart werden, also volle Unterrichtsstundenzahl in der Schule und das normale Ganztagsangebot. (...) Ich wünsche mir, dass alle in der Politik erkennen, dass die Schulen kein Infektionsherd sind.“

Dass junge Menschen nach einer milden Virusinfektion durch Antikörper auch längerfristig geschützt sein könnten, zeigt eine Auswertung der Untersuchungen an der Besatzung eines US-Flugzeugträgers (dessen Kapitän spektakulär vom Dienst suspendiert wurde, weil er auf die Gefahren aufmerksam machte, die von diesem Ausbruch auf dem Schiff ausgehen könnten).

In einem Interview mit den „FinanzNachrichten“ brach der Bonner Virologe Prof. Dr. Hendrik Streeck erneut eine Lanze für die uneingeschränkte Öffnung der Kitas und Schulen. Die Kitas in den Niederlanden seien schon seit vielen Wochen wieder geöffnet, und es habe seither keine größeren Ausbrüche mehr gegeben. Die Hoffnung auf einen Impfstoff könne sich als trügerisch erweisen, man solle sich besser darauf einstellen, mit dem Virus zu leben.

Wie Gesichtsmasken das Gehirn und das Handeln – nicht nur bei Kindern – langfristig beeinflussen kann, beschreibt der Hirnforscher Prof. Dr. Gerald Hüther am 6. Juni in einem Interview mit Markus Langemann im „Club der klaren Worte“ (Kurzfassung hier). Die wichtigste Aussage: Wenn die Mimik des Gegenübers durch eine Maske verdeckt wird, muss das Gehirn das Bedürfnis nach Begegnung unterdrücken. Die Folge: Gleichgültigkeit. Hüther teilt darin auch mit, derzeit an einem Buch über die Angst zu arbeiten – aus gegebenem Anlass.

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