Schon seit geraumer Zeit engagiert sich die Robert Bosch Stiftung für eine Neugestaltung des Gesundheitswesens. Dazu gehört auch ein Bürger*innen-Dialog, dem sich Anfang Juli auch der deutsche Gesundheitsminister stellte. Mehr als 380 Bürger*innen verfolgten die Online-Diskussion und beteiligten sich mit 183 Fragen an der Debatte. Hier sind die wichtigsten Ergebnisse. 

Mehr als zwei Drittel der Deutschen sehen einen dringenden Reformbedarf für das Gesundheitswesen, wie eine Meinungsumfrage des Forschungsinstitut Forsa im Vorfeld des Dialogs ergeben hatte. Fast 90 Prozent sind der Meinung, dass Grundkenntnisse zur Gesundheit schon in Kitas und Schulen vermittelt werden sollten. Eine der ersten Fragen an Jens Spahn lautete deshalb: „Welche konkreten Konzepte verfolgen Sie, um Maßnahmen zur Gesundheitsförderung zur etablieren und umzusetzen?“ Spahn verwies hier auf den für Herbst 2020 anstehenden Präventionsbericht, den er abwarten wollte, bevor konkrete Maßnahmen überlegt werden sollen. Zur Reduzierung von Salz, Fett und Zucker in Nahrungsmitteln sei er im Gespräch mit den Lebensmittelkonzernen und setze vorerst noch auf Freiwilligkeit, sei aber auch zu Gesetzen bereit, wenn das nicht ausreiche. 

Unter anderem spracht sich Spahn für einen Wettbewerb zwischen den Krankenkassen aus und gegen eine Einheitsversicherung, er sei aber offen für eine Neugestaltung. 

Eher ausweichend antwortete er dagegen auf die Frage: „Wir wünschen uns, dass der Mensch in der Gesundheitsversorgung in den Mittelpunkt gestellt wird und fordern aus diesem Grund medizinische Primärversorgungszentren mit Lotsenfunktion, um eine Versorgung aus einer Hand sicherzustellen. Wie kann es gelingen, diese Versorgungsmodelle auch in Deutschland zu etablieren?“ Spahn meinte, sein Ministerium versuche, einen Rahmen zu setzen, der mehr ermöglicht als bisher. Man brauche dafür aber auch Menschen, die das in der Region anbieten wollen. Wenn „Neustart!“ dafür gute Ideen entwickele, käme er gerne darauf zurück. 

„Neustart!“ nahm die Einladung gerne an – geht es doch jetzt in der zweiten Phase um Denk-Labore („Think labs“), deren Ideen in einem weiteren Bürger*innen-Dialog bewertet werden sollen. 

Quelle:
Robert Bosch Stiftung, Juli 2020