Die letzten lauen Sommerabende locken in Parks, in die Gärten, auf Terrassen und Balkone – aber der Herbst ist absehbar, demnächst ist Tag- und Nachtgleiche, und dann werden die Tage wieder kürzer und die Nächte länger. Zeit für gute Filme, gute Musik und gute Bücher.   

Zum Sehen

Das Filmprojekt „Eine andere Freiheit“
Die von „Lockdown Kinderrechte“ bekannte Dokumentarfilmerin Patricia Marchart hat sich erneut eines spannenden Themas angenommen: „Eine andere Freiheit“ befragt engagierte Menschen aus Kunst und Kultur: Nina Proll, Miriam Stein, Til Schweiger, Nina Adlon, Felix Adlon, Eva Herzig, Christine Sommer, Dietrich Brüggemann, Leo Himmelbauer, Jess Oberbeil, Helmuth Thoma, sowie Medizin und Wissenschaft: David Martin, Katrin Skala, Ulrike Guérot, Martin Hirte, Christine Saahs, Reinhold Kerbl, Corinna Wilken, Martin Sprenger, Christian Schubert, Steffen Rabe, Christian Fiala, Veronika Himmelbauer, Andreas Sönnichsen, Eva Horvatic und Peter Kampits.

„Wieder reisen, chillen, sich mit Freunden treffen, keine Angst mehr haben, die Oma zu umarmen, ohne Maske in die Schule gehen, damit das Distance Learning vorbei ist, endlich wieder ganz normal auf der Uni studieren, Reisen- in die ganze Welt, Partys feiern und Nächte durchtanzen, das verspricht die Politik seit Wochen Kindern und Jugendlichen, wenn sie sich gegen Sars-CoV-2 impfen lassen. Der Umgang mit der Corona Krise hat viele Spuren hinterlassen, besonders bei Kindern und Jugendlichen, die von der Covid19-Erkrankung selbst kaum betroffen sind. 

Ist das fair? Wie geht es den Jugendlichen, die sich ab 14 Jahren ohne Einwilligung der Eltern für eine Impfung entscheiden können? Was ist, wenn ich mich nicht impfen will?

Ist Impfen eine Lösung für das Ende der Pandemie? Was sind die Nebenwirkungen der Impfung bei Kindern und Jugendlichen? Was sagen die Studien und Experten? Muss ich mich impfen, wenn ich schon Corona hatte?

In diesem Film geht es um alles: Um unsere Kinder und deren Leben im Hier und Jetzt und in der Zukunft; Diesen Film haben Menschen gemacht, die dafür Verantwortung übernehmen.

Noch ist der Film nicht gestartet. Aber schon jetzt hat eine Äußerung von Til Schweiger (57) darin Furore gemacht. Der Vater von vier Kindern sagte unmissverständlich: Kinder gegen Corona zu impfen, finde er „entsetzlich“. Was für entsprechende Aufregung sorgte und natürlich sofort einen „Faktencheck“ aufs Tapet rief mit entsprechenden Gegenpositionen.

Übrigens: Der Film wurde ausschließlich über Spenden finanziert.

Auf der Suche nach der Wahrheit
Der österreichische Sender Servus-TV zeichnet sich dadurch aus, dass er keine Konfrontation scheut und auch kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn es um Corona geht. Jetzt hat er eine zweiteilige Dokumentation aufgelegt, in der sich der Linzer Virologe Professor Martin Haditsch auf eine Reise um die Welt begibt, um mit führenden Wissenschaftler:innen zu sprechen. Er will die Wahrheit herausfinden über Corona und alles, was mit dieser weltweiten Krise zusammenhängt. Es sind zwei jeweils 90-minütige höchst spannende Filme geworden, die man gesehen haben muss, wenn man sich ein eigenes Bild machen möchte.

Corona – auf der Suche nach der Wahrheit, Teil 1
Corona – auf der Suche nach der Wahrheit, Teil 2

Zum Hören  

Akustische Tagebücher einer Pubertät im Lockdown
Ein spannendes, knapp einstündiges Feature für Deutschlandfunk Kultur haben Eva-Maria Baumeister und Nina Rühmeier unter dem Titel „I feel stupid and contagious“ auf den Weg gebracht. Gesendet wird es am 10. September um 20:05, ist aber schon jetzt online abrufbar.

In der Beschreibung heißt es: „Kinder und Jugendliche sollten an erster Stelle stehen. So hatten es Ministerinnen und Minister sowie Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten im Sommer 2020 versprochen. Doch kaum rollte die zweite Infektionswelle durch das Land, waren alle Bekenntnisse vergessen. Im Schuljahr 2020/2021 haben viele Kinder und Jugendliche ihre Schule kaum von innen gesehen. Sie haben Monate mit ihren Eltern und Geschwistern auf engstem Raum verbracht oder waren zu Hause die meiste Zeit auf sich gestellt.

Wie erlebten Jugendliche die Einschränkungen? Was bedeutet es, in einer Pandemie erwachsen zu werden? Das Feature „I FEEL STUPID AND CONTAGIOUS” begleitet neun junge Menschen durch das Frühjahr 2021. Sie leben in München oder Meißen, auf dem Land, in der Stadt oder auf einer Insel, sind Einzelkinder oder wachsen mit Geschwistern auf, mit beiden Eltern oder bei der Großmutter. Sie müssen ihre Tage strukturieren und verlieren dabei manchmal jedes Zeitgefühl.

Der Sound einer Pubertät hinter verschlossenen Türen.“

Unbedingt anhören!

In memoriam Mikis Theodorakis
Im hohen Alter von 96 Jahren ist Mikis Theodorakis am 2. September in Athen gestorben. Viele von uns sind mit seiner Musik groß geworden, haben den „Canto General“ gehört (oder sogar selbst aufgeführt) und Sirtaki getanzt nach den unwiderstehlichen Rhythmen von „Zorba the Greek“, der Musik, die ihn weltberühmt gemacht hat (und den Film mit Anthony Quinn, Alan Bates und Irene Papas ebenso). Theodorakis hat ein ungeheures Werk von über 1.000 Kompositionen hinterlassen, zahllose Lieder, aber auch Oratorien, Messen, Opern, Ballette, Filmmusik (z. B. für „Z“ von Costa Gavras mit Yves Montand). Zeitlebens war Theodorakis ein „Homo politicus“, er mischte sich ein, er machte den Mund auf, und mehrfach bezahlte er seinen Mut mit Folter, Gefangenschaft und Exil (in Paris). Griechenland hat für diese im ganzen Land beliebten Volkshelden eine dreitägige Staatstrauer angeordnet, auf der Akropolis wehte die Flagge auf Halbmast. In seiner Musik lebt Mikis, wie ihn die Griechen immer nur nannten, weiter.

Auf YouTube finden sich zahllose Beiträge, in denen er lebendig bleibt:

Die NZZ hat einen sehr schönen, würdigen Nachruf publiziert.

Zum Lesen  

Hoffnungsmacher
Der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx hat sich schon früh mit den Auswirkungen der Corona-Krise auseinandergesetzt. Jetzt hat er eine neues Buch vorgelegt, das sich mit der „Hoffung nach der Krise“ beschäftigt, mit der Frage, wohin sich die Gesellschaft jetzt entwickelt – national und international. Es ist ein kleiner Hoffnungsmacher, dieses Buch, weil es nicht nachlässt, in all dem Schlamassel auch das Positive zu sehen und auszugraben.
Matthias Horx: Die Hoffnung nach der Krise. Wohin die Welt jetzt geht oder wie Zukunft sich immer neu erfindet. Econ Verlag, 160 Seiten, 15 Euro

Lang nachwirkendes Erbe
Im Jahr 2016 kommt Laura M. Fabrycky als Ehefrau des amerikanischen Botschafters nach Berlin. Gleichzeitig verändert sich ihre Heimat – mit einem unsäglichen Präsidenten an der Spitze. In Berlin stößt Fabrycky zufällig auf das Elternhaus von Dietrich Bonhoeffer, in dem dieser bis zu seiner Verhaftung gelebt hat. Sie wird sofort in Bann geschlagen von der Geschichte, die sich damit verbindet und beschäftigt sich intensiv mit Bonhoeffers Leben. Schließlich wird sie sogar Fremdenführerin für englischsprachige Gruppen, die das Haus besuchen. In diesem Buch beschreibt sie, wie die Auseinandersetzung mit Dietrich Bonhoeffer und seinem Schicksal ihr Leben verändert hat, wie er ihr noch einmal einen ganz neuen Blick auf ihr eigenes Leben ermöglichte, das sie inzwischen nach Brüssel geführt hat. Ein wichtiges Buch in einer turbulenten Zeit.
Laura M. Fabrycky: Schlüssel zu Bonhoeffers Haus. Wie ich Welt und Weg Dietrich Bonhoeffers entdeckte. Gütersloher Verlagshaus, 320 Seiten, 22 Euro

Back to the roots
Es ist einer der schönsten Romane über Frauenschicksale, die in den vergangenen Jahren erschienen sind. Jarka Kubsova erzählt die Geschichte von drei Generationen, die in Südtirol einen Bergbauernhof auf 1670 m Höhe betreiben, zwischen 1944 und heute. Es stellt die Frage nach dem großen Ob und Wie – kann ein kleiner Hof mit wenig Gästen heute noch mit ihrer Ursprünglichkeit überleben, ohne Internet und WLAN? Es ist ein Buch, das uns an die Ursprünglichkeit zurückführt, die wir heute so nötig haben.
Jarka Kubsova: Bergland. Wunderraum Verlag, 288 Seiten, 20 Euro

Ein Blick ins Innere der Macht
Jürgen Neffe, langjähriger und vielfach ausgezeichneter Autor bei GEO und Autor wichtiger Biographien wie der über Albert Einstein oder Karl Marx, war in den 1990er Jahren – zu Zeiten der Präsidentschaft von Bill Clinton – mehrere Jahre lang Korrespondent für den SPIEGEL in New York. Dort traf er mehrfach Donald Trump, der damals mit seinen Immobilien noch der „König von New York“ war. Aus dem, was Neffe mit Trump so erlebt hat, baute er einen Roman. Es ist eine Geschichte über Paranoia und Angst, über Wahrheit und Lüge, Fakten und Fakes. Und hinterlässt einen mit der bangen Frage: Wem, um alles in der Welt, soll man noch glauben?
Jürgen Neffe: Das Ding. Der Tag, an dem ich Donald Trump bestahl. Europa Verlag, 240 Seiten, 20 Euro

Ein Mannsbild
Oliver Sacks (1933–2015), britischer Neurologe und Schriftsteller, wurde bekannt durch seine Bücher über Migräne oder den „Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“ (mit Fallgeschichten über Hirnverletzungen) oder „Bewusstseinsdämmerungen“, die „Zeit des Erwachsens“, wie der gleichnamige Film heißt. Jetzt gibt es ein Buch, das sich mit ihm selbst beschäftigt, mit seiner Arbeit als Arzt, aber auch als Reisender und neugieriger, rastloser Geist, der ein empathischer Menschenfreund und Seelenforscher war. Es ist ein persönliches Portrait eines gestandenen Mannsbilds, das zum Glück nie aufgehört hat, Kind zu sein.
Lawrence Weschler: Oliver Sacks. Ein persönliches Portrait. Rowohlt Verlag, 480 Seiten, 25 Euro

Die Brot-Bibel
Wer immer sich daran versuchen möchte, Brot zu backen – und inzwischen tun das viele, weil sie die aufgeblasene Fließband-Ware satt haben (nicht jede:r hat die Brotpuristen um die Ecke …) – wird an diesem Buch nicht vorbeikommen. Es wurde verfasst von dem Brotback-Papst schlechthin: Lutz Geißler, der mit seinem Plötzblog zahllose Menschen in die Geheimnisse von Hefe und Sauerteig eingeweiht hat und bis heute nicht müde wird, für ein ehrliches, sauberes Brot zu werben. Natürlich hat er sein Wissen auch in Buchform gepresst. Das wichtigste davon sei hier vorgestellt, denn Geißler hat die Corona-Krise massiv getroffen. Keiner seiner vielgefragten Kurse konnte stattfinden – und online lässt sich nur schwer vermitteln, wie sich der Teig anfühlen muss, damit ein ordentliches Baguette (oder was es sonst noch an Brotsorten gibt) aus dem Ofen kommt. Geißler hat dieses Buch deshalb allen Menschen gewidmet, die ihm während der Corona-Krise geholfen haben. In Kürze wird er übrigens seine eigene Backstube in Hamburg-Sasel eröffnen. Und die wenigen Kurse für 2022 sind schon jetzt allesamt restlos ausgebucht …
Lutz Geißler: Krume und Kruste. Brot backen in Perfektion. Becker Joest Volk Verlag, 336 Seiten, 29,95 Euro

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