Newsletter April 2020 – Das ist doch mal eine erfreuliche Entwicklung: 82 Prozent der Mütter in Deutschland stillen ihre Babys, mehr als die Hälfte (56 Prozent) ernährt die Kinder in den ersten vier Monaten nach der Geburt ausschließlich an der Brust, 41 Prozent stillen auch danach noch weiter, zusätzlich zur ersten Beikost, die vorwiegend zwischen dem 5. und 7. Lebensmonat eingeführt wird. Das sind die Ergebnisse der neuesten „Studie zur Erhebung von Daten zum Stillen und zur Säuglingsernährung in Deutschland“, die Teil des 14. Ernährungsberichts der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ist. Befragt wurden insgesamt 109 Kliniken und 966 Mutter-Kind-Paare.

Etwa die Hälfte der stillwilligen Mütter berichtet über Stillprobleme, am häufigsten über wunde Brustwarzen oder Schwierigkeiten der Kinder beim Trinken. Wenn kürzer als vier Monate gestillt wurde, geben die Mütter meist eine zu geringe Milchmenge an. Wenn nur kurz gestillt wurde, lag es meist daran, dass die Mütter keine Lust oder keine Erfahrung damit hatten oder dass zu früh Flüssigkeit zugefüttert wurde.

Schon lange ist bekannt, dass Muttermilch die beste Nahrung für den Säugling ist, weshalb möglichst vier bis sechs Monate lang ausschließlich gestillt werden sollte. Die Frauen können dafür bis zum Ende der Stillzeit die professionelle Beratung von Hebammen in Anspruch nehmen.

Nicht zu unterschätzen ist auch in Corona-Zeiten die Anwesenheit des Partners bei der Geburt im Kreißsaal und in den ersten Tagen danach. Je entspannter die Mutter ist, desto besser klappt es meist auch mit dem Stillen. Leider haben nicht wenige Kliniken die werdenden Väter aus Angst vor einer Corona-Ansteckung aus der Geburtshilfe verbannt. Die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe (DGPFG), der weltweit größte Zusammenschluss psychosomatisch arbeitender Frauenärzt*innen tritt dagegen vehement dafür ein, dass Frauen gerade in diesen für sie so wichtigen Stunden und in den Tagen danach durch einen engen Angehörigen unterstützt werden können. Dies erscheint umso sinnvoller, als Familien immunologisch ohnehin eine Einheit bilden und es keinerlei Sinn macht, sie zu trennen. „Es ist zu befürchten, dass erzwungene ‚Alleingeburten‘ in den Kliniken pathologische, interventionsreiche und mitunter traumatisierende Verläufe begünstigen“, warnt Dr. Wolf Lütje, Chefarzt einer Frauenklinik in Hamburg. Es spricht auch nichts gegen die beliebten „Familienzimmer“, in denen die junge Familie Gelegenheit hat, sich kennenzulernen und in den ersten Tagen noch von Hebammen und Krankenschwestern unterstützt zu werden.

Verweigern Kliniken Begleitpersonen zur Geburt den Zutritt, können sich die Frauen Unterstützung und Hilfe bei der DGPFG holen und aktuelle Informationen abrufen. Viele Frauenärzt*innen bieten derzeit auch Telefon- und Videoberatungen an.

Quellen:
Deutsche Gesellschaft für Ernährung, 31. März 2020
Pressemitteilung der DGPFG, 30. März 2020

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