Endlich werden in der Medizin  zunehmend „weiche“ Faktoren in die Forschung einbezogen, beispielsweise die Beziehung zwischen Arzt und Patient. Dazu gehört auch das Vertrauen zwischen Patient und Arzt, dessen Auswirkungen kürzlich in einer Meta-Analyse untersucht wurden (veröffentlicht in der Zeitschrift PLOS ONE). Forschende der Fakultät für Psychologie der Universität Basel und der Harvard Medical School gingen in der Studie der Frage nach, ob Vertrauen neben seiner ethischen Bedeutung auch klinische Effekte auslöst. Dafür wurden 47 Studien aus Europa, Asien, Nordamerika und Australien untersucht.

Die Forscher kamen zu folgendem Ergebnis: Vertrauen in Ärzte, Therapeuten und Pflegende verbessert bei PatientInnen subjektiv wahrgenommene Beschwerden, Zufriedenheit und Lebensqualität. Bei objektiven klinischen Parametern sowie bei der Beurteilung des Gesundheitszustands durch Ärztinnen und Ärzte konnten hingegen keine Effekte nachgewiesen werden. „Die Resultate unserer Meta-Analyse sind ein deutlicher Hinweis auf die Bedeutung des Vertrauens von Patientinnen und Patienten in ihre Behandler", konstatiert der Autor der Studie. „Sie unterstreichen die Notwendigkeit, den Aufbau und die Sicherung von Vertrauen zu einem integralen Bestandteil der klinischen Ausbildung und Praxis zu machen.“

Schon früher versucht die Forschung zu erklären, wie Vertrauen Gesundheitsergebnisse beeinflussen könnte – so zum Beispiel durch mehr Offenheit der PatientInnen, durch einen möglichen Placebo-Effekt oder weil Empfehlungen des Arztes befolgt wurden ("Compliance"). Zur eindeutigen Klärung dieser Mechanismen sind allerdings weitere Studien notwendig, so die Wissenschaftler.

Stefan Schmidt-Troschke von GESUNDHEIT AKTIV kommentiert: „Wir wissen heute, dass der soziale Kontext einer medizinischen Maßnahme nicht unterschätzt werden darf. Deshalb fordern wir, dass diese Faktoren in Zukunft stärker einbezogen werden. Wir müssen daran arbeiten, unsere Vorstellung von Gesundheit oder Krankheit zu erweitern und gleichzeitig zu individualisieren. Es gibt einen Unterschied zwischen objektivem Befund und subjektivem Befinden. Nicht jeder, der erhöhte Blutwerte hat, empfindet sich als krank oder muss sofort medikamentös 'eingestellt' werden."

Quelle: PLOS ONE, 7. Februar 2017

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