In Deutschland sind Millionen Menschen pflegebedürftig, mit steigender Tendenz. Wer selbst dazugehört oder für einen Angehörigen einen Platz in einem Heim sucht, muss sich auf Frustrationen einstellen: Nicht nur, dass die Wartelisten lang sind, auch die Frage, welche Einrichtung die richtige ist, macht oft Probleme.

Umstrittener Pflege-TÜV

Damit sich Pflegebedürftige und ihre Angehörigen besser orientieren können, werden Pflegeeinrichtungen seit 2010 einem "Pflege-TÜV" unterzogen – alle Einrichtungen bekommen Schulnoten. Dabei wird aus 82 Kriterien eine Durchschnitts-Note ermittelt. Das Verfahren ist schon lange umstritten, weil zum Beispiel der Pflegeschlüssel nicht abgefragt wird. Jedes vierte Heim und 40 Prozent der Dienste schneiden mit einem glatten „sehr gut“ ab. Trotzdem mussten zwischenzeitlich immer wieder Heime wegen eklatanter Qualitätsmängel geschlossen werden – auch solche mit guten bis sehr guten Bewertungen. So verlieren die Noten natürlich ihre Aussagekraft. Gleichzeitig kritisieren die Pflegenden das Verfahren als extrem bürokratisch: „Wir pflegen Akten statt Menschen!“

Reform verzögert sich

2016 hat die Politik endlich reagiert und eine Reform des Noten-Systems beauftragt. Dazu wurde ein „Qualitätsausschuss“ gegründet – besetzt mit je zehn Vertretern der Anbieter und der zahlenden Kassen. Ziel war es, schnell verlässliche, aussagekräftige Daten zu bekommen, um die Angebote der Heimbetreiber vergleichbar und transparent zu machen. Eigentlich sollten die neuen Bewertungsmaßstäbe bis Ende Dezember beschlossen und 2018 umgesetzt werden. Im August 2017 wurde bekannt, dass mit einer Umsetzung wohl erst 2020 zu rechnen sei. Nun wird gestritten, wer für die Verzögerungen verantwortlich ist.

Qualität transparent machen!

Derweil fühlen sich die Patienten, die ein Heim suchen, allein gelassen. GESUNDHEIT AKTIV fordert ein Umdenken: „Deutschland hat ein grundsätzliches Problem, wenn es um die Veröffentlichung von Qualitätsdaten im Gesundheitswesen geht, das gilt nicht nur für Pflegeheime, sondern auch für Kliniken und andere stationäre Einrichtungen“, sagt Stefan Schmidt-Troschke, Geschäftsführender Vorstand des Vereins. „Man hat oft den Eindruck, dass echte Transparenz nicht gewollt ist. Gekniffen sind die Verbraucher*innen oder Patient*innen, weil sie bei den Verhandlungen nicht mit am Tisch sitzen. Bis sich das endlich ändert, können wir nur allen Menschen raten, Referenzen von anderen Betroffenen bzw. deren Familien einzuholen. Denn entscheidend ist ja, welche Qualität am Ende bei den Menschen ankommt.“

Pflegebedürftig – was tun? Hier gibt es weitere Informationen

Wenn Sie zu Hause pflegen wollen, empfehlen wir Ihnen unsere Broschürenreihe „Zu Hause pflegen“ mit den beiden Heften „Zu Hause pflegen – woran Sie vorher denken sollten“ und „Zu Hause pflegen – Grundlagen für jeden Tag

„Die Hälfte der Deutschen fürchtet, im Alter nicht das richtige Pflegeheim zu finden“, Pressemitteilung Bertelsmann Stiftung, 20. Juli 2017

Reformvorschläge für die Suche eines passenden Pflegeheims hat die Bertelsmann Stiftung in einem Video zusammengefasst.

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