Lange vorbei die Zeiten, als Büros in dichte Zigarettenrauchschwaden gehüllt waren und in Meetings schon morgens zum Cognac gegriffen wurde… Heute bemühen sich viele Unternehmen, mit ihrem wichtigsten Kapital, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, anders und gesundheitsbewusster umzugehen. Fitness gehört in vielen Bereichen ganz selbstverständlich zur modernen Arbeitskultur: Es gibt unzählige Modelle und Ansätze für gesundheitsförderndes Verhalten am Arbeitsplatz. Allerdings sind viele dieser Vorhaben eher gut gemeint als gut gemacht, da eine sinnvolle Strategie für das gesamte Unternehmen fehlt und es keine nachhaltige Evaluation der ergriffenen Maßnahmen gibt.

Die aktuelle Studie "Corporate Health – was wirklich wirkt" des zukunftsInstituts zeigt nun auf, dass einzelne Maßnahmen wenig bis gar nichts bringen, wenn sie nicht in einen größeren Gesamtzusammenhang gestellt werden. „Am Arbeitsplatz ist es die Arbeitskultur, die einen entscheidenden Einfluss darauf hat, ob sich Mitarbeiter gesund fühlen und verhalten“, so die Autoren der Studie. Hier gibt es allerdings Nachholbedarf, wie die Studie zeigt: „In Deutschland nehmen viele Führungskräfte ihre Vorbildfunktion in der Umsetzung jedoch noch nicht besonders ernst.“ So sehen 42 Prozent der befragten Arbeitnehmer in ihren direkten Vorgesetzten kein oder kaum ein Vorbild für ein gesundheitsförderndes Arbeiten.

Interessant ist auch, dass die befragten Arbeitnehmer die inzwischen weit etablierten flexiblen Arbeitszeiten als wenig gesundheitsfördernd bewerten: „Im Gegenteil: Sie wirken sich sogar negativ auf die Work-Life-Balance aus", heißt es in der Studie. „Im Kontext der heutigen Arbeitskultur schützt ein fester Arbeitszeitrahmen also noch eher vor Überarbeitung, als flexible Modelle Freiräume schaffen.“ Die Studie weiter: „Was sich dagegen positiv auswirkt, ist das Schaffen von Handlungsspielräumen. Sie ermöglichen, aber erzwingen nicht eigenverantwortliche Entscheidungen – und schützen damit vor selbstgefährdendem Verhalten, zu dem die heutige Arbeitskultur offenbar verleitet.“

Dass gesunde Arbeitsbedingungen mehr bedeuten als regelmäßige Pausen, unterstreicht auch Stefan Schmidt-Troschke von GESUNDHEIT AKTIV: „Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz funktioniert nur, wenn dieser Ansatz über die Führungsspitze läuft. Das Problem ist aber, dass unser heutiges betriebliches Gesundheitsmanagement selten an der Spitze ansetzt. Es gibt Kurse ohne Ende – wenn das Management aber nicht mitmacht, merkt man schnell, dass die Programme nicht wirklich ernstgemeint sind. Erst wenn sich diese Haltung ändert, werden wir mehr erreichen können.“

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