Seit nunmehr vier Jahren gibt es ihn, den „Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz“, der 15 sehr konkrete Empfehlungen enthält, wie die Gesundheitskompetenz der Deutschen verbessert werden kann. Unter Gesundheitskompetenz versteht man die Fähigkeit, gesundheitsbezogene Informationen finden, verstehen, beurteilen und dann auch anwenden zu können. Gerade in heutigen Zeiten und in unserer Gesellschaft, wo Informationen und Wissen sich rasant entwickeln und verbreiten, kommt dieser Fähigkeit eine große Bedeutung zu. Die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass Menschen selbständig in der Lage sind, die Fülle von Informationen zu verarbeiten und einzuordnen sowie ihre Handlungen daraus abzuleiten. Hier sehen die Autor:innen des Aktionsplans starken Verbesserungsbedarf: Wären die Empfehlungen befolgt und die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung bereits früher gestärkt worden, hätte die Pandemie deutlich besser bewältigt werden können, so ihr Fazit.

Daher wenden sich die Autor:innen nun in  einem Appell an die Politik, die sie auffordern, die Empfehlungen endlich aufzugreifen und den Aktionsplan umzusetzen. Darüber hinaus benennen sie nochmals gezielt vier Punkte, die schnellstmöglich angegangen werden müssen, um in Zukunft in ähnlichen Krisen besser aufgestellt zu sein:

  1. Eine umfassende Ausrichtung der Politik im Sinne der WHO, die Gesundheit in allen Lebens- und Politikbereichen betrachtet („Health in all Policies“) und eine leicht verständliche, interaktive Kommunikation mit der Bevölkerung führt.
  2. Der Klimawandel muss als große gesundheitliche Herausforderung begriffen werden und erfordert daher von den Bürger:innen eine Umstellung ihrer Lebensgewohnheiten. Dazu braucht es Informationen, sowie politische Maßnahmen, die die Bürger:innen begleiten
  3. Gerade die digitale Gesundheitskompetenz muss verbessert werden, denn mehr und mehr verlagern sich Informationen und Wissen ins Internet. Darüber hinaus müssen die Potenziale der digitalen Transformation sinnvoll ausgeschöpft werden.
  4. Da unser Gesundheitssystem sich immer weiter ausdifferenziert und daher selbst für Akteure nicht immer klar zu übersehende Strukturen aufweist, müssen Wege gefunden werden, die es Menschen ermöglichen, sich rasch und effizient zurechtzufinden und die entsprechenden Informationen aufzufinden.

Denn wenn Menschen kompetent sind im Umgang mit Gesundheitsinformationen, so die Autor:innen des Aktionsplans, werden Krisen zukünftig besser und gesünder zu meistern sein. Dafür braucht es den politischen Willen und Investitionen in die Förderung von Gesundheitskompetenz.

Der ganze Appell unter: https://bit.ly/3Mq1ss3

GESUNDHEIT AKTIV meint dazu: Da sind wir ganz einverstanden. Schade nur, dass der Begriff der Gesundheitskompetenz fast ausschließlich kognitiv verstanden wird: Ich weiß etwas, also ändere ich es auch… Viel zu wissen heißt noch nicht handeln können. Kompetenz hingegen ist mehr: Sie meint auch die Fähigkeit eigene Bedürfnisse zu erkennen und zu verstehen. Die meisten von uns WISSEN, dass Rauchen schadet, dass Bewegungsarmut krank macht und dass Stress eine starke Belastung für unser Wohlbefinden ist. Wirkliche Gesundheitskompetenz besteht darin, die Brücke zu bauen vom Wissen zum Handeln, Haltungen zu entwickeln, aus denen Gesundheit entstehen kann. Der Nationale Aktionsplan ist ein erster Ansatz, braucht aber eine Ergänzung und Vertiefung zur Förderung der Eigenregulation.

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