Mai 2024: Abrechnung von nicht erbrachter Leistung, falsche Medikamente, Mängel in der Hygiene – die Liste ist lang, die ein Report der Kaufmännischen Krankenkasse KKH aufstellt. Vor allem im Pflegebereich ist die Zahl der betrügerischen Manipulationen in den letzten Jahren stetig angestiegen.

Als ein Beispiel unter vielen greift Dina Michels, die Chefermittlerin der KKH einen ambulanten Pflegedienst heraus, bei dem offenbar hochgradig Pflegebedürftige von Personal versorgt wurde, das für die intensivmedizinische Betreuung überhaupt nicht ausgebildet war: „Lebensnotwenige Medikamente wurden fehlerhaft gegeben, eklatante Mängel in der Hygiene in Kauf genommen und zudem Leistungen abgerechnet, die nie erbracht wurden.“ Neben anderen Krankenkassen hat die KKH in diesem Fall Strafanzeige gestellt. Aber das ist leider kein Einzelfall: Insgesamt beziffert die KKH den ihr entstandenen Schaden durch Betrug, Korruption oder Urkundenfälschung im vergangenen Jahr auf rund 3,5 Millionen, eine der höchsten Gesamtschadenssummen seit dem Start der Prüfgruppe „Abrechnungsmanipulation“ vor 23 Jahren. Vermutlich nur die Spitze des Eisbergs: Die KKH ist eine von 96 Krankenkassen in Deutschland, alle dürften ähnliche Betrügereien zu vermelden haben. Im sogenannten Fehlverhaltensbericht, den der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen regelmäßig vorlegt, summieren sich die Schäden für die Jahre 2020 / 2021 auf 132 Millionen Euro. Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor, die Vermutung liegt aber nahe, dass es sich in den letzten beiden Jahren um ähnlich hohe Summen handelt. Ohnehin ist die Dunkelziffer in diesem Bereich hoch, Experten auf europäischer Ebene schätzen, dass Betrüger jährlich etwa 56 Milliarden Euro aus den europäischen Gesundheitssystemen abzweigen. Die OECD spricht in einer Untersuchung aus dem Jahr 2017 sogar von sechs Prozent der jährlichen Gesundheitsleistungen, die dem System durch Betrug verlorengehen. 

Neben den wirtschaftlichen Schäden sind vor allem die körperlichen und seelischen Folgen für betroffene Patient:innen und ihre Angehörigen problematisch. So gaben in einer von der KKH in Auftrag gegebenen Forsa-Umfrage 41 Prozent der Befragten an, dass aus ihrer Familie oder ihrem Bekanntenkreis jemand trotz anerkanntem Pflegegrad nicht ausreichend versorgt wurde, etwa aufgrund mangelhaft ausgebildeter Pflegekräfte oder auch nicht erbrachter Leistungen. Zudem schwindet das Vertrauen in unser Gesundheitssystem: Ganze 62 Prozent hielten in der Umfrage das deutsche Gesundheitswesen für anfällig in Bezug auf Betrug und Korruption! 


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