Was passiert am Organspende?

Anlässlich des Tages der Organspende 2015 am 8. Juni haben wir die Petition, die bis dahin von fast 5000 Bürgern unterzeichnet wurde, an den Patientenvertreter der Bundesregierung, Herrn Staatssekretär Karl-Josel Laumann, überreicht. Diese Unterschriften unterstreichen unsere Forderung nach einer umfassenderen und ehrlicheren Aufklärung über die Organspende. 

„Die Aufklärung hat die gesamte Tragweite der Entscheidung zu umfassen und muss ergebnisoffen sein.“
Transplantationsgesetz, § 2

 Wer sich fundiert für oder gegen eine Organspende entscheiden soll, braucht klare, umfassende und ehrliche Informationen, die über alle Aspekte und möglichen Eingriffe aufklären. So hat es der Gesetzgeber zwar vorgesehen – aber vieles erfahren wir nicht.

Was wir wissen wollen: Wo wird erklärt,

  • dass der „Hirntod“, also das irreversible Hirnversagen, als Todeskriterium auch unter Ärzten und Wissenschaftlern höchst umstritten ist?
  • dass die Diagnose „Hirntod“ nicht so einfach festzustellen ist und belastende medizinische Eingriffe einschließt?
  • dass die Organspende nur unter intensivmedizinischer Versorgung möglich ist und unter Umständen
    mit vielen Untersuchungen einhergeht?
  • ob und in welcher Form die Angehörigen den Spendewilligen im Sterbeprozess begleiten dürfen?

Mehr noch: Wie wird gewährleistet, dass die religiösen und spirituellen Bedürfnisse eines Organspenders und seiner Angehörigen angemessen berücksichtigt werden? Und was wird getan, um die beteiligten Ärzte entsprechend auszubilden?

Es ist unhaltbar, dass bereits Jugendliche ab 16 Jahren sich all diese Informationen selber zusammensuchen müssen, weil der Gesetzgeber sie unzureichend und unvollständig aufklärt.

Wir meinen: Eine Organentnahme ist nur zulässig, wenn der potenzielle Spender ein klares Bild von dem Prozess hat, auf den er sich im Fall des Falles durch ein „Ja“ zur Organspende einlässt.

Der Wortlaut unserer Petition an Bund und Länder: 

Erfülllen Sie endlich den gesetzlichen Auftrag, und informieren Sie umfassend und neutral über die Organspende! 

Unsere Forderungen im Einzelnen:

1. Klären Sie umfassend darüber auf, welche medizinischen Maßnahmen nötig sind, um den Hirntod festzustellen und was mit dem Organspender im Anschluss geschieht (organerhaltende Prozeduren, Vorbereitung auf die Organentnahme)!

2. Sorgen Sie dafür, dass die Angehörigen über alle Maßnahmen, die auf eine eventuelle Organentnahme abzielen, vorher informiert werden und ihre Zustimmung dafür erteilen müssen!

3. Informieren Sie über die verschiedenen Auffassungen zum „Hirntod“ als Todeskriterium!

4. Ersetzen Sie im jetzigen Organspendeausweis die Formulierung „Tod“ durch „vollständiges, irreversibles Hirnversagen“!

5. Sorgen Sie dafür, dass Organspendeausweise grundsätzlich nur zusammen mit umfassenden und neutralen Informationen ausgegeben werden.

6. Klären Sie darüber auf, dass es möglicherweise einen Widerspruch gibt zwischen Aussagen in einer Patientenverfügung (z. B. Verzicht auf intensivmedizinische Maßnahmen) und der Zustimmung zur Organspende, denn hier sind intensivmedizinische Maßnahmen unumgänglich!

7. Informieren Sie über Möglichkeiten zur Gewebespende und darüber, dass diese auch noch einige Zeit nach dem Tod möglich ist. 

DAS SAGTEN UNSERE ERSTUNTERZEICHNER

"Nur wenn Menschen zu Recht vertrauen können, werden auch wieder mehr Organe gespendet werden. Gespendete Organe leben, sonst wären sie unbrauchbar. Die Bereitschaft zur Organspende beruht auf Nächstenliebe und Vertrauen. Die Basis für Vertrauen ist Transparenz und ehrliche Information. Wenn der Gesetzgeber Organspenden fördern will, dann muss er dafür sorgen, dass Vertrauen zu Recht besteht. Deshalb dürfen hirntote Organspender nicht verfälschend wie Leichen behandelt werden. Sie müssen als Schenkende in der endgültig letzten Phase ihres Lebens gewürdigt werden."
Dr. Wolfgang Wodarg, Berlin

"Wahrheit ist, was uns verbindet! (Karl Jaspers)"
eingesendet von Prof. Dr. Andreas Zieger, Oldenburg 

"Ich kann nicht gutheißen, dass mir eine Todesdefinition vorgeschrieben werden soll, die nur eingeführt wurde, damit lebende Organe verpflanzt werden können. Hirn, Herz und Hand sind meine Werkzeuge; und erst wenn alle drei tot sind, bin auch ich körperlich tot. Dass dann niemand mehr meine Organe haben will – schade, aber so ist das eben…"
Christoph Kranich, Hamburg 

"Nur ein echt informierter Patient kann echt Entscheidungen bezüglich seiner Gesundheit/Krankheit treffen. Das gilt insbesondere auch für das Thema Organspenden. Deshalb unterstütze ich die Kampagne „Organspende: Ich will ALLES wissen!""
Peter Friemelt, München