Mai 2025: Die Zeichen sind nicht mehr zu übersehen: Unser Gesundheitssystem steht vor einer tiefgreifenden Veränderung. Der demografische Wandel, der Fachkräftemangel und steigende Kosten in der medizinischen Versorgung und Pflege stellen uns vor enorme Herausforderungen. Besonders in ländlichen Regionen zeigen sich bereits heute Versorgungslücken, die sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen könnten.

Forschende sind sich einig: Der demografische Wandel lässt sich nicht mehr aufhalten – auch nicht durch Einwanderung. Die Bevölkerung altert, und das in einem Tempo, das viele unterschätzen. Prof. Dr. phil. Adelheid Kuhlmey, Seniorprofessorin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, warnt daher im Interview mit dem Deutschen Ärzteblatt: „Von 2025 an haben wir noch etwa zehn Jahre Zeit, um uns auf die Jahre mit der wahrscheinlich höchsten Nachfrage vorzubereiten.“ Es sei höchste Zeit, tragfähige Konzepte für die soziale, medizinische und pflegerische Versorgung der Babyboomer-Generation zu entwickeln.

Schon heute ist jeder zweite Mensch in Deutschland älter als 45 Jahre, jeder fünfte älter als 66. Die geburtenstarken Jahrgänge von 1955 bis 1970 – die sogenannten Babyboomer – stehen kurz vor dem Renteneintritt. Gleichzeitig ist die Zahl der Menschen über 70 zwischen 1990 und 2022 von acht auf 14 Millionen gestiegen. Besonders stark wächst die Gruppe der über 80-Jährigen – mit weitreichenden Folgen für das Gesundheitssystem.

Mit dem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, an chronischen und nichtübertragbaren Krankheiten zu leiden – darunter Diabetes Typ 2, Krebs, Demenz oder Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems wie Arthrose oder Osteoporose. Diese Entwicklungen führen nicht nur zu steigenden Kosten, sondern auch zu veränderten Anforderungen an die medizinische Versorgung.

In vielen Gegenden Deutschlands kommt es zudem zu einer gleichzeitigen Schrumpfung und Alterung der Bevölkerung, was die Wirtschaftskraft weiter schwächt und den Erhalt einer leistungsfähigen Infrastruktur erschwert. Besonders betroffen sind hier ländliche Regionen, in denen der Ärztemangel bereits heute mancherorts spürbar ist.

Laut Ärztestatistik 2024 sind bereits 23 Prozent der Ärztinnen und Ärzte über 60 Jahre alt. Viele von ihnen denken zwar noch nicht an einen sofortigen Ruhestand, doch auch sie wünschen sich bessere Arbeitsbedingungen und weniger Stunden. Der Personalmangel betrifft jedoch nicht nur die Ärzteschaft – auch in der Pflege droht eine dramatische Unterversorgung. Prognosen zeigen: Der Bedarf an Pflegekräften wird in den kommenden Jahren deutlich steigen: Ende 2023 waren 78 Prozent der Pflegebedürftigen über 65 Jahre alt, ein Drittel sogar über 85.

Die kommenden zehn Jahre sind entscheidend. Es braucht jetzt innovative Versorgungskonzepte, die medizinische, pflegerische und soziale Aspekte integrieren. Außerdem müssen die Arbeitsbedingungen für Fachkräfte attraktiver gestaltet werden. Auch könnten zum Teil digitale Lösungen Versorgungslücken schließen, besonders in strukturschwachen Regionen.

Der Kipppunkt, so Prof. Kuhlmey, wird zwischen 2035 und 2050 erreicht sein – dann, wenn die meisten Leistungen aus dem System benötigt werden. Wenn wir jetzt nicht handeln, riskieren wir, dass unser Gesundheitssystem diesen Anforderungen nicht mehr gewachsen ist.

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