Juni 2025: Wer gepflegt wird, benötigt Hilfe, entweder durch Beeinträchtigungen von Geburt an oder durch altersbedingte Kraftlosigkeit. Pflege sollte für den Menschen da sein, aber vor allem ältere Menschen sehen sich einem Pflegesystem gegenüber, in dem sie funktionieren sollen: im Krankenhaus, im Pflegeheim oder wenn der ambulante Pflegedienst vorbeikommt. Dies liegt vor allem an der knapp bemessenen Zeit, die den Pflegenden zur Verfügung steht, und in der sie eine Vielzahl von medizinischen, sozialen und organisatorischen Handlungen durchführen müssen. Zeit ist Geld, auf Kosten der Menschlichkeit - nicht nur in der Pflege.
Seit einiger Zeit entstehen jedoch immer mehr Versuche, eine menschengemäßere Pflege zu etablieren. Eine Inspiration können dabei die „Pflegerischen Gesten“ von Rolf Heine sein. Heine, selbst anthroposophischer Pfleger, entwickelte vor einigen Jahrzehnten das Konzept der „zwölf pflegerischen Gesten“. Die Gesten zielen darauf ab, die innere Haltung, das „Wie“ der Pflegetätigkeiten, in den Vordergrund zu rücken, nicht nur das „Was“, also zum Beispiel die pflegerischen Handlungen selbst. Sie dienen dazu, den Menschen in seiner Ganzheit wahrzunehmen – sowohl körperlich als auch seelisch und geistig. Für Rolf Heine steht die Geste an der Schwelle von Innen und Außen. Er schreibt: „In der Pflege des Kindes, des Kranken oder des Sterbenden wirkt ein Zweifaches: Zum einen die in den vielfältigsten Formen lebende innere Haltung und Gesinnung des Pflegenden - Liebe, Achtung, Aufmerksamkeit, Treue u.v.a.m. — und zum anderen die praktische helfende Tat. Die innere Haltung und die nach außen wirkende Tat verbinden sich in der Geste. In der Geste erscheint die innere Haltung auf dem Weg zur Handlung.“
Die zwölf Gesten lassen sich in zwei Kategorien einteilen: aktivierende und unterstützende Gesten. Beispiele für aktivierende Gesten sind das Aufrichten, bei dem der Patient symbolisch und physisch in seiner Würde gestärkt wird, oder das Anregen, welches eine belebende Wirkung hat. Zu den unterstützenden Gesten zählen etwa das Einhüllen, das Geborgenheit vermittelt, oder das Entlasten, das Erleichterung schafft.
Jede Geste hat eine tiefere Bedeutung und verfolgt das Ziel, das Gleichgewicht zwischen Pflegekraft und Patient zu fördern. Die Geste des Bestätigens beispielsweise drückt eine optimistische Grundhaltung aus, indem sie die Vergangenheit des Patienten anerkennt, die Gegenwart würdigt und Zuversicht in die Zukunft ausstrahlt. Dies kann für den Patienten besonders in schwierigen Situationen tröstend und stärkend sein. So wird Pflege zu einem Akt des Mitgefühls, der Respekt und Menschlichkeit in den Vordergrund stellt. Jede Pflegehandlung wird dann zu einem Moment der bewussten Begegnung zwischen Pflegekraft und Patient.
Vertiefende Gedanken und Übungen zu den „Pflegerischen Gesten“ - insbesondere in der Betreuung von Menschen mit Demenz - von Rolf Heine finden Sie auch als MP3 zum Anhören hier in unserem Shop.
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