Juni 2023: Meist wird Einsamkeit automatisch mit älteren Menschen verknüpft, tritt aber genauso bei Studierenden oder Arbeitnehmer:innen auf, so das Ergebnis einer Studie der Universität Magdeburg. Denn Digitalisierung und andere Veränderungen in der Arbeitswelt können Einsamkeit noch verstärken.

Bereits ältere Untersuchungen hatten gezeigt, etwa 14 Prozent der Deutschen fühlten sich manchmal einsam. Durch die Coronapandemie kam es allerdings zu teilweise starken Zuwächsen an Einsamkeitserfahrungen. Besonders die 17-29-Jährigen hatten während und nach der Pandemie deutlich häufiger Einsamkeitsgefühle. In diesem Alter spielten Freundeskreise und Sozialkontakte eine viel größere Rolle. Für junge Menschen habe Einsamkeit eine andere Bedeutung als für ältere, die oftmals auch besser mit Einsamkeit umgehen könnten, so Heike Ohlbrecht, die Projektleiterin der Magdeburger Studie. Besonders untersucht wurde die Bedeutung der Digitalisierung in Bezug auf Einsamkeit: Denn während die digitalen Kommunikationswege für ältere Menschen oft eine gute Möglichkeit bieten, mit anderen Menschen oder der weit entfernten Familie in Kontakt zu bleiben, bedeutet die Digitalisierung in der Arbeitswelt oder im Studium eher fehlende Sozialkontakte durch Alleinsein im Homeoffice, weniger Austausch mit Kolleg:innen oder Mitstudent:innen und oft auch fehlende direkte Wertschätzung der Arbeit.

Petra Grimm-Benne, Sozialministerin in Sachsen-Anhalt, stellte bei der Vorstellung der Studie auch noch mal klar in Frage, ob im Hinblick auf die Ergebnisse alle Corona-Eindämmungs-Maßnahmen sinnvoll gewesen seien, denn Vereinsamung habe deutliche Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit: „Einsamkeit ist kein neues Phänomen, aber viel zu lange hat sich niemand in der Öffentlichkeit getraut zu sagen: Ja, ich bin einsam,“ so die Ministerin. Sie kündigte an, dass Sachsen-Anhalt eine Strategie entwickeln will, um unter anderem Räume für Begegnungen und Austausch zu schaffen.

GESUNDHEIT AKTIV meint: Ein guter Ansatz, wieder etwas für mehr Begegnung zwischen Menschen tun zu wollen, nach „Social Distancing“, Abstandsgeboten und sich mehr und mehr verfestigenden Strukturen, in denen sich nur noch digital begegnet wird. Aber dass es für das Wissen darum, was Vereinzelung vor dem Bildschirm mit Menschen gesundheitlich macht, erst eine Studie braucht, spricht eigentlich Bände darüber, wie sehr mittlerweile menschliche Grundbedürfnisse in vielen unserer Lebensbereiche aus dem Blick geraten sind.


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